Guatemala - Im Prozess um den Mord an dem guatemaltekischen Bischof Juan Gerardi will sich die Richterin Iris Barrios auch von
einem Bombenanschlag nicht abschrecken lassen. "Ich denke nicht an Resignation", sagte Barrios laut Kathpress gegenüber der
amerikanischen katholischen Nachrichtenagentur CNS. Auf das Haus der Richterin war am Mittwoch eine Bombe geworfen worden.
Vertreter der Kirche und der Staatsanwaltschaft warfen dem Militär unterdessen vor, das Verfahren verzögern zu wollen, um Zeit zu
gewinnen.
Zum Auftakt des mehrfach verschobenen Prozesses hatten die drei wegen des Mordes angeklagten Militärs - der ehemalige Chef des
Geheimdienstes, Oberst Byron Disrael Lima Estrada, dessen Sohn Byron Lima Oliva und ein Mitglied der Präsidentengarde, Obdulio
Villanueva - am Freitag jede Beteiligung an dem Verbrechen abgestritten.
Der 75-jährige Bischof Gerardi war als Leiter der katholischen Menschenrechtsarbeit am 26. April 1998, nur zwei Tage nach der
Veröffentlichung eines kirchlichen Berichts über die Verbrechen der Militärdiktatur (1960-96), erschlagen worden. Zunächst waren der
Priester Mario Orantes, der bei Gerardi wohnte, und die Köchin des Bischofs, Margarita Lopez, verdächtigt worden, die Tat durchgeführt zu
haben oder daran beteiligt gewesen zu sein. Im Verlauf der Ermittlungen wurde sogar der Hund von Orantes vorübergehend eingesperrt.
Mehrere mit der Aufklärung befasste Personen erhielten Todesdrohungen, andere verließen aus Angst das Land. Mindestens ein Richter legte
sein Amt nieder. Die Kirche beschuldigte immer wieder die Regierung, die Ermittlungen bewusst zu verschleppen.
Hinter den Verbrechen des Militärs und der von ihm gesteuerten rechtsextremen Todesschwadronen während des Bürgerkrieges, der über
200.000 Menschenleben forderte, stand eine klare Strategie: Mit Massenmorden an der indianischen Bevölkerung die Basis der
Widerstandsbewegung Guatemaltekische Nationale Revolutionäre Einheit (URNG) zu schwächen. (APA)