Wien - Der Vorsitzende der Österreichischen Rektorenkonferenz (ÖRK), Georg Winckler, appelliert an die Bundesregierung, in der Diskussion um die Uni-Reform eine "vertrauensbildende Maßnahme" zu setzen. Verschiedene Maßnahmen in den vergangenen Monaten hätten das Jahrzehnte lang bestehende Misstrauen zwischen Unis und Bildungsministerium wieder genährt. Dies habe dazu geführt, dass in Vorwahlzeiten auch parteipolitisches Kapital daraus geschlagen wurde und "Aktionismus" an den Unis entstand, meinte Winckler. Als vertrauensbildende Maßnahme würde Winckler 150 bis 180 Mill. S zusätzliches Personalbudget 2002 sehen, mit dem zusätzliche Posten im neuen Dienstrecht geschaffen werden sollen. "Es gibt viele Gründe für das latente Misstrauen an den Universitäten", sagte Winckler und nannte als Beispiel dafür neuerliche Sparpakete für die Unis, die Diskussion um die Studienbeiträge, die "missverständliche Präsentation" der Uni-Reformpläne durch das Bildungsministerium und in der Folge davon eine "zögerliche Informationspolitik" und fehlende Klarstellungen. Außerdem sei für die Reform ein Terminplan vorgestellt worden, der den Eindruck hinterlasse, unter Zugzwang zustehen. Und mit dem Finanzminister werde immer "als böser Minister gedroht", obwohl dem nicht so sei, so Winckler. Konsensstrategie "Man kann nicht mit Konfliktstrategien Universitätspolitik machen, sondern nur mit Konsensstrategie", betonte der Rektorenchef und erinnerte daran, dass man für eine Uni-Reform auch eine Verfassungsmehrheit im Parlament benötige. Winckler appelliert deshalb, zu einer Sacharbeit zurückzukehren und nach der Wien-Wahl wieder emotionsfreier zu arbeiten. "Wir brauchen eine Beruhigung an den Unis, sie sollen Lehren und Forschen und sich nicht in Aktionismus ergehen", so Winckler. Zu den Protestmaßnahmen der vergangenen Tage meinte der Uni-Wien-Rektor, dass es an seiner Hochschule nur an vier von insgesamt 172 Instituten zu flächendeckenden Lehraussetzungen gekommen sei. Und er wisse von Einzelfällen, dass dabei "parteipolitische Interessen eine Rolle gespielt haben". Die Kombination eines neuen Dienstrechts mit dem Bundesfinanzgesetz 2002 schaffe an den Universitäten eine schwierige Situation, sagte Winckler. Denn 2002 sei wie schon im laufenden Jahr das Personalbudget gleichbleibend. Das bedeute durch den Struktureffekt in Form von Gehaltserhöhungen und Vorrückungen de facto eine Einsparung in Höhe von 200 Millionen Schilling. Die Universitäten seien damit gezwungen, diese Einsparungen etwa bei den Lehrentgelten hereinzubringen. Zusätzlich müssten aber für das neue Dienstrecht zusätzliche Posten geschaffen werden. Dienstrechtsverhandlungen Denn auf der einen Seite werden bei den pragmatisierten Professoren und Assistenten sowie bei den provisorisch pragmatisierten Assistenten kaum Posten frei. Auf der anderen Seite drängen jährlich rund 500 Assistenten nach, die ihr befristetes Dienstverhältnis beenden. Wolle man davon etwa die besten 300 behalten, müssten 150 bis 180 Millionen Schilling für zusätzliche Posten in der zweiten und dritten Säule (Assistenten und Professoren mit befristeten Vertrag ) des geplanten neuen Dienstrechts bereitgestellt werden. Die Zusage eines solchen Betrags würde auch die Dienstrechtsverhandlungen sehr erleichtern, ist Winckler überzeugt. Andererseits könnte der Start eines neuen Dienstrechts ohne budgetäre Bedeckung neuer Posten in der zweiten und dritten Säule zu "Sprengstoff" bei den Verhandlungen werden. Da ab dem Jahr 2005 auf Grund der Altersstruktur an den Unis eine "Pensionierungswelle" erwartet wird, kann sich Winckler vorstellen, dass diese zusätzlichen Mittel ab diesem Zeitpunkt wieder zurückgeführt werden. Winckler gegen durchgängiges Karrieremodell Zum Dienstrechtsmodell des Ministeriums schlägt Winckler vor, die dritte und vierte Säule (Professor auf Zeit und unbefristet angestellter Professor) nicht so sehr voneinander zu unterscheiden. Bei den befristeten Professuren sollte es die Möglichkeit geben, die Tenure, also erhöhten Kündigungsschutz, auszusprechen. Und jede Uni sollte sich dazu verpflichten, mindestens zehn Prozent der Professorenstellen befristet zu lassen. Ein durchgängiges Karrieremodell, wie es seitens der Assistenten gefordert wird, kann es nach Meinung Wincklers nicht geben. Es bedürfe mindestens einer Schnittstelle, die nach Ansicht des Rektorenchefs vor der Professur liegen sollte. (APA)