Wirtschaftsrecht
EZB senkt Zinsen womöglich schon am Donnerstag
Fed könnte auf ihrer nächsten Tagung den Schlüsselzins erneut um 50 Basispunkte senken
Frankfurt - Die Europäische Zentralbank
(EZB) wird nach Einschätzung der Dresdner Bank die
Leitzinsen in der Euro-Zone womöglich schon am Donnerstag
senken, auch wenn gute Konjunkturaussichten dagegen sprächen.
Die Notenbank wolle dadurch verhindern, dass sich die derzeit
schlechtere Stimmung der Unternehmen in der Euro-Zone auf die
Wirtschaft niederschlage, sagte Dresdner-Volkswirtin Claudia
Aus Sorge, dass der US-Abschwung auf Europa übergreifen werde,
hatten Experten zuletzt von der EZB eine Zinssenkung gefordert.
Die Fed werde auf ihrer
nächsten Tagung am 15. Mai den Schlüsselzins erneut um 50
Basispunkte auf 4,50 Prozent senken. Die Notenbank hatte in
diesem Jahr bereits drei Mal den für die Bankenrefinanzierung
maßgeblichen Zins um insgesamt 1,5 Prozentpunkte gesenkt, um die
Wirtschaft vor einer Rezession zu bewahren.
Senkung auf 4,50 Prozent
Obwohl ein Zinssenkung in der Euro-Zone wegen der weiter
günstigen Konjunktur nicht notwendig sei, werde die EZB den
Schlüsselzins um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent senken.
Womöglich werde die Notenbank schon am Donnerstag handeln,
spätestens jedoch am 11. April, sagte Dresdner-Volkswirtin
Henke. EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing habe sich kürzlich
ungewöhnlich skeptisch über das Wachstum in der Euro-Zone
geäußert. Die Notenbank bezeichne außerdem seit Längerem schon
die Inflationsgefahren, das Hautaugenmerk der EZB, als
ausgeglichener, begründete sie ihre Einschätzung. "Ich halte
eine Zinssenkung der EZB nicht für notwendig", sagte
Chef-Volkswirt Friedrich. Die Geldpolitik sei noch neutral,
dämpfe oder beschleunige die Konjunktur also nicht. "Und mit der
Inflation sind wir in der Euro-Zone noch nicht aus dem
Schneider", warnte er. Während der Verbraucherpreisanstieg in
Deutschland nach der Prognose in 2001 unter zwei Prozent liegt,
wird das in der Euro-Zone noch nicht der Fall sein.
Die EZB-Spitze ließ die Finanzmärkte unterdessen weiter im
Ungewissen über ihre Zinspolitik. Während vor allem
EZB-Chefvolkswirt Issing in der vergangenen Woche sich erstmals
skeptisch zu den Wachstumsaussichten geäußert hatte, dämpften
Bundesbankpräsident Ernst Welteke und sein österreichischer
Kollege Klaus Liebscher die Erwartungen auf eine Zinssenkung
schon in dieser Woche. Welteke sprach sich wie Liebscher für
weiteres Abwarten aus. Die EZB benötige trotz der derzeit
rückläufigen Inflationsraten noch weitere Daten für ihre
Entscheidung, hatte Welteke am Freitagabend gesagt.(Reuters)