Auf dem Balkan ist manchmal der Krieg das Vorspiel zur Politik mit anderen Mitteln. Nachdem die mazedonischen Sicherheitskräfte am Wochenende die albanischen U¸CK-Milizen glatter als erwartet aus dem engeren Umland von Tetovo verdrängt hatten, lief am Montag in der Hauptstadt Skopje die Diplomatie wieder auf Hochtouren: Nato-Generalsekretär George Robertson und der EU-Sicherheitsbeauftragte Javier Solana wurden erwartet. Sie wollten den politischen Prozess untermauern, der notwendig ist, um die albanische Volksgruppe, die ein Viertel der Staatsbevölkerung ausmacht, zufrieden zu stellen.

Zunächst aber durften sich die - ansonsten wenig erfolgsverwöhnten - Mazedonier im Glanz des Triumphs ihrer Armee sonnen. "Die Burg Kale gehört wieder den Tetovaren", titelte die Tageszeitung Nova Makedonija. Den Beginn der Feindseligkeiten vor knapp zwei Wochen markierte die verwegene Aktion der U¸CK-Rebellen, sich auf der Burg über Tetovo, die noch aus der Türkenzeit stammt, festzusetzen und zu verschanzen.

Aus Ablauf und Timing der Offensive lässt sich allerdings ablesen, dass die eher als schwach eingeschätzten, aber gut geführten mazedonischen Streitkräfte auf keinen massiven Widerstand stießen. Die Rebellen hatten sich still und heimlich aus dem Staub gemacht.

Dass der U¸CK-Aufstand bisher nicht eskalierte, ist den politischen Maßnahmen zu verdanken, die den militärischen Aufmarsch vor der Offensive begleitet hatten. Die Demokratische Partei der Albaner (PDSh) von Arben Xhaferi, die an der Mitte-rechts-Regierung von Ljupco Georgijevski beteiligt ist, konnte - trotz Reibungen - im Boot behalten werden. Die PDSh stemmte sich der Solidarisierung der Albaner mit der U¸CK entgegen, in dem sie vorerst glaubhaft machen konnte, dass sie die Anliegen der Albaner - verfassungsmäßige Gleichstellung als staatsbildende Nation und Sprachgebrauch im Amtsverkehr - durchsetzen kann, ohne dass man wie die U¸CK zu den Waffen greifen müsste.

In diesem Sinne kam es am Sonntagabend noch zu einem Treffen der PDSh-Spitze mit dem mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski. Er und sein Vize Menduh Tha¸ci forderten den Preis für ihre Loyalität in dieser schweren Krise ein: "Wir werden nicht zurückweichen. Es wird einen Dialog geben, um die Verfassung zu ändern und die Rechte der Albaner durchzusetzen." Ministerpräsident Georgijevski äußerte sich zuvor ähnlich, wenn auch vager: "Wenn die (Militär-)Aktionen abgeschlossen sind, stehen wir am Beginn eines langen Weges, um eine politische Lösung zu finden."