Innsbruck - "e" heißt der magnetische Buchstabe, für den die Universität Innsbruck und das Land Tirol eine Menge Energie und Geld aufbringen wollen und die Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung eine ordentliche Portion Hoffnung. Dass alle vier Insitutionen vergangene Woche gemeinsam eine neue Studienrichtung präsentierten, hat Seltenheitswert und signalisiert den Sonderstatus, den die Informatikausbildung am neuen "Institut für theoretische und angewandte Informatik" schon vor Beginn einnimmt. Im Eiltempo mit Blick auf die "Sicherung des Wirtschaftsstandortes" ist das Studium in gut einem Jahr auf die Füße gestellt worden. Zweifel, ob auch plangemäß im Herbst begonnen werden kann, gelten als unangebracht, obwohl der Vertrag zwischen Uni, Land und Bund noch zu unterzeichnen ist. Die Uni vertraut auf die Finanzierungszusagen aus Landhaus und Ministerium von je 120 Millionen Schilling (8,72 Millionen EURO) für die vierjährige Startphase, muss aber selbst "interne Umschichtungen" im Wert von 40 Millionen (2,91 Millionen EURO) vornehmen. Der zu erledigende Rest, vor allem der "Feinschliff des Studienplans", sollte "Formsache" sein, meint Rektor Hans Moser. Die in erster Linie auf Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtete Ausbildung am neuen Institut wird dreistufig sein: Ein dreijähriges Baccalaureat soll IT-Allrounder "mit Teamqualitäten" hervorbringen, der anschließende zweijährige Master für Führungsaufgaben qualifizieren, ein Doktorat schließlich Forschungszwecken (im Grundlagen- und im angewandten Bereich) dienen. Zu Beginn ist eine vierzehntägige "Einführungsphase" angesetzt, die "das anspruchsvolle Studium in die richtigen Bahnen leiten" soll, heißt es vonseiten der Uni. Konkret: Studienanfänger müssen um maximal 80 Studienplätze pro Jahr konkurrieren. Mit dem Master können dann jährlich 40 abschließen, beim Doktorat werden 50 betreut werden. Die Eile zwingt zum Zusammenrücken: Zunächst wird in bestehenden Räumen an der Baufakultät unterrichtet, die Vision heißt "Uni-Campus-Kranebitten". Dieser soll nicht nur eine neue achte Fakultät für Informatik beherbergen, sondern auch das Anwenderzentrum ICT sowie die von der Tilak geplante privat Hochschule für Medizininformatik und die mit Herbst 2002 beginnenden IT-Studiengänge der Fachhochschule. Naheliegend ist der Blick der Innsbrucker Studienplaner nach Süden über den Brenner, auch weil Südtirol seit jeher zu einem wichtigen Einzugsgebiet gehört. Mit der Uni Trient und der noch jungen Uni Bozen, die beide ebenfalls auf "e-"Ausbildung setzen, gibt es Vorgespräche über einen Austausch von Lehrkräften und Anerkennung von Prüfungen. Denkbar, dass dadurch auch EU-Gelder lukriert werden könnten. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27.03.2001)