Nahost-Konflikt
Zwei Bombenanschläge erschüttern Jerusalem
Ein Toter und 27 Verletzte - Peres: Regierung unter Sharon wird sich nicht provozieren lassen
Jerusalem/Amman - Bei zwei Bombenanschlägen palästinensischer Extremisten innerhalb weniger Stunden sind am Dienstag in Jerusalem ein palästinensischer Selbstmord-Attentäter getötet und insgesamt 27 Israelis zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Die neue Explosion der Gewalt ereignete sich, während in Amman (Jordanien) die Staats- und Regierungschefs der arabischen Welt über Maßnahmen gegen Israel berieten und nur Stunden, nachdem ein Heckenschütze in Hebron das zehn Monate alte Kind eines jüdischen Siedlers durch einen Kopfschuss getötet hatte.
Israelische Politiker und die Medien forderten angesichts der neuen Anschlagserie Vergeltung durch die israelischen Armee gegen die Palästinenser. "Dies ist ein Krieg, und im Krieg gibt es immer schwierige Zeiten zu überstehen", meinte Jerusalems Bürgermeister Ehud Olmert. Außenminister Shimon Peres bekräftigte jedoch, die Regierung Sharon werde sich nicht provozieren lassen. "Wir werden alles tun, um den Friedensprozess nicht zu gefährden", sagte der Minister.
Ministerpräsident Ariel Sharon traf sich unmittelbar nach den Anschlägen mit seinen wichtigsten Ministern zu Beratungen über eine mögliche Reaktion. Israelische Politiker gehen davon aus, dass palästinensische Extremisten Israel am Tage des arabischen Gipfeltreffens in Amman zu militärischen Reaktionen provozieren wollten. Damit, so hieß es in Jerusalem, wolle Palästinenserpräsident Yasser Arafat die Solidarität des arabischen Gipfels erzwingen. In Amman forderte UN-Generalsekretär Kofi Annan beide Seiten am Dienstag auf, die Gewalt zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die neue Anschlagsserie begann am Morgen mit der Explosion einer schweren Autobombe im Jerusalemer Stadtteil Talpiot. Dabei waren sieben Menschen meist nur leicht verletzt worden. Zu dem Attentat bekannte sich die extremistische Palästinenser-Organisation "Islamischer Heiliger Krieg" in einer in Beirut (Libanon) veröffentlichten Erklärung. Nur fünf Stunden später sprengte sich dann ein palästinensischer Selbstmord-AttentÄter an einer Straßenkreuzung im Norden der Stadt in unmittelbarer Nähe eines Linienbusses in die Luft. Der Fahrer des Busses erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen, etwa 20 Reisende wurden überwiegend leicht verletzt.
Seit November vergangenen Jahres sind bei elf palästinensischen Anschlägen innerhalb Israels und in West-Jerusalem mindestens 20 Israelis getötet und mehr als hundert zum Teil schwer verletzt worden. (APA/dpa)