London - Die US-Technologiebörse Nasdaq will wie erwartet im Zuge ihrer europäischen Expansionspläne die Mehrheit an der Brüsseler Wachstumsbörse Easdaq erwerben. Die Nasdaq werde für die Übernahme von 58 Prozent an der Easdaq sowie für den Auf- und Ausbau einer neuen Handelsplattform und ähnliche Investitionen etwa 70 Mill. Euro (963 Mill. S) zahlen, sagte Nasdaq-Chairman Frank Zarb Reuters. Zuvor hatte die die weltweit zweitgrößten Börse erklärt, die Easdaq solle eine wichtige Verbindung in der globalen Handelsplattform der Nasdaq einnehmen. Es werde aber aber auch weiterhin mit möglichen anderen Partnern in Europa gesprochen, hieß es. "Nasdaq Europa" Die Nasdaq teilte am Dienstag weiter mit, die Easdaq solle in Nasdaq Europa umbenannt werden. Im Mai oder Juni solle das neu entwickelte Handelssystem ETS für Europa eingeführt werden. Zudem solle in enger Zusammenarbeit mit den Marktteilnehmern ein anwenderkontrollierte, zentrale Gegenpartei geschaffen werden. Dies ist eine elektronische Schnittstelle zwischen Käufern und Verkäufern, die einen anonymen Handel ermöglicht und den Abschluss des Handels erleichtern soll. An der 1996 gegründeten Easdaq sind derzeit 62 Firmen und damit deutlich weniger als die ursprünglich geplanten 500 Unternehmen gelistet. Nach Worten von Nasdaq-Chef Zarb gibt es verschiedene namhafte Investment-Häuser, die sich an der Easdaq-Transaktion beteiligen und Liquidität für den Handel zur Verfügung stellen könnten. Die Gespräche mit anderen europäischen Märkten wie der London Stock Exchange (LSE) oder der Deutsche Börse AG gingen weiter, sagte Zarb. "Unsere Absicht ist es weiterhin auf jeden Fall, ein bedeutenderes Verhältnis mit einem der großen Liquiditätspools in diesem Teil der Welt zu haben." Allerdings erwarte er auf diesem Gebiet keine Transaktion mehr in diesem Jahr. Die Deutsche Börse wollte den Einstieg der Nasdaq bei der Easdaq und die Möglichkeit einer Kooperation mit der neuen Gesellschaft auf Anfrage nicht kommentieren. Nasdaq-Firmendokumenten zufolge soll die Easdaq nach der Übernahme europäische Erst- und Zweitlistings sowie Aktien von US-Unternehmen und weitere amerikanische Anlegerprodukte anbieten. Die Nasdaq hatte bereits im vergangenen Jahr ein Tochter in Asien gegründet und zudem mehrfach angekündigt, durch ein weiteres Standbein in Europa einen weltweiten 24-Stunden-Handel anbieten zu wollen. Durch einen Einstieg bei der Easdaq könnte die Nasdaq nach Einschätzung von Experten im internationalen Wettbewerb mit der New York Stock Exchange (NYSE) - der "Wall Street" - aufholen, wenn internationale Börsenregularien weiterentwickelt würden und dadurch mehr europäische Unternehmen für den Handel in den USA zugelassen würden. Bisher werden nicht-amerikanischen Firmen sehr hohe Auflagen für den Gang an den US-Markt gemacht. Noch nicht der "große Wurf" Branchenkenner sehen den Mehrheitserwerb der Nasdaq an der Easdaq allerdings noch nicht als den großen Wurf der US-Börse. Der Brüsseler Wachstumsmarkt sei nur "eine Hülle" und spiele in Europa keine allzu große Rolle, hieß es am Frankfurter Finanzmarkt. Der Einstieg der Nasdaq bei dem deutlich kleineren europäischen Pendant könne höchstens als erster Schritt in Richtung Europa gewertet werden. (APA/Reuters)