Washington/Billings - Die Mehrheit der US-Bürger ist nach einer Umfrage mit ihrem Präsidenten George W. Bush zufrieden. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Fernsehsenders ABC News und der "Washington Post" erklärten 58 Prozent der Befragten, Bush mache seine Arbeit gut. 56 Prozent der Befragten befürworten die Auslandspolitik des neuen Regierungschefs. Demnach stimmt auch die Hälfte der Amerikaner den wirtschaftspolitischen Positionen von Bush zu. Anders als der Präsident halten die meisten die angekündigten rigorosen Steuersenkungen jedoch nicht für eine nationale Priorität. Zudem glauben 61 Prozent, dass der US-Präsident die Interessen der Industrie für wichtiger hält als die der einfachen Arbeiter. Bei der Telefonumfrage wurden rund 900 Menschen befragt. Bush will Steuersenkungspläne konkretisieren US-Präsident George W. Bush hat vor einer Grundsatzrede zu seinem Steuersenkungsprogramm angesichts der abkühlenden Konjunktur des Landes Handlungsbedarf angemeldet. "Ich glaube, die wirtschaftliche Entwicklung hat sich verlangsamt, und wir tun besser etwas dagegen", sagte Bush am Vorabend der für Dienstagabend (MESZ) geplanten Rede. Er mache sich Sorgen um die Wirtschaft, fügte Bush vor Journalisten in Kansas City/Missouri hinzu. Er sei aber zuversichtlich, dass ein Wirtschaftswachstum wie in der Vergangenheit erreicht werden könne, wenn das Richtige getan werde. Bush wollte am Dienstag in seiner Grundsatzrede in Michigan seine Steuersenkungspläne konkretisieren und sich über die abkühlende US-Konjunktur äußern. Derzeit wirbt Bush bei einer zweitägigen Reise durch die Bundesstaaten Missouri, Montana und Michigan für die Zustimmung zu seinen Plänen im Senat. In Billings in Montana sagte Bush vor rund 10.000 Menschen, seine Reise sei der beste Weg, seine Botschaft direkt unters Volk zu bringen. Die Demokraten werfen dem Republikaner vor, sein Steuersenkungsprogramm in Höhe von 1,6 Billionen Dollar komme vor allem den Reichen zugute. In seiner Rede an der Western Michigan University in Kalamazoo dürfte Bush sich dazu äußern, wie die Steuersenkung rückwirkend zum Jahresbeginn umgesetzt werden soll. Sein Berater Dan Bartlett sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die US-Bürger wollten ihren Präsidenten zu den Problemen der Wirtschaft und seine Einschätzung dazu hören. Steuerrückzahlung oder -nachlässe? Die Republikaner im US-Senat hatten sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, den Steuerzahlern 60 Milliarden Dollar in diesem Jahr zurückzugeben. Unklar blieb, ob dies durch Steuerrückzahlungen oder -nachlässe geschehen solle. Bartlett sagte, Bush werde in seiner Rede dazu Stellung nehmen. Das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus hatte die Senkung der Einkommensteuer und damit das Kernstück des Steuerprogramms gebilligt. Bushs Sprecher Ari Fleischer sagte am Montag: "Der Präsident weiß, dass wir mitten in einem Wirtschaftsabschwung sind. Er hat aber die Zuversicht, dass die langfristige Stärke der Wirtschaft solide ist." Die Demokraten und mehrere Investoren hatten Bush vorgeworfen, ein düsteres Bild von der Wirtschaft zu zeichnen, um seine Steuerpläne besser zu vermarkten. Zudem schwäche Bush die negativen Aussichten durch gelegentlich optimistische Äußerungen wieder ab, was zu Verwirrungen über die tatsächliche wirtschaftliche Lage führe. Berater Bartlett sagte, Bush werde dies in seiner Rede am Dienstag klarstellen. Denn man könne durchaus auf kurze Sicht besorgt, langfristig jedoch zuversichtlich sein. In einer Umfrage sagten 61 Prozent der Befragten, sie glaubten, Bush setzte sich mehr für die Interessen von Großunternehmen ein als für die der arbeitenden Bevölkerung. Elf Prozent rechnen damit, dass sie stark von der Steuersenkung profitieren würden, wie es am Montag in der Umfrage des Fernsehsenders ABC und der Zeitung "Washington Post" hieß. Das US-Wirtschaftswachstum war im vergangenen Jahr von 4,8 Prozent im ersten Quartal auf 1,1 Prozent im vierten Quartal gesunken. (APA/Reuters)