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Wien - Die Strompreise sind in Österreich im Vorfeld der vollkommenen Marktöffnung per 1. Oktober 2001 bereits deutlich gesunken, wobei nicht nur große, sondern auch kleinere Unternehmen bereits Preise erreichen können, die durchaus mit anderen europäischen Ländern vergleichbar seien. So konnten die heimischen Klein- und Mittelbetriebe (KMU) bereits eine Kostensenkung von rund 2 Mrd. S lukrieren, sagte der Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Werner Teufelsbauer, am Dienstag vor Journalisten. Handlungsbedarf gebe es aber bei den Netztarifen. Die WKÖ fordert hier eine Angleichung an das europäische Niveau. Die Industriestrompreise für die berechtigten Kunden lägen in Österreich bereits im europäischen Mittelfeld. "Seltsam verzerrte Struktur" Als Verbündeten bei den Netztarifen sieht die Wirtschaftskammer hier den seit 1. März amtierenden Stromregulator, der bereits eine durchschnittliche Senkung der Netztarife als Ziel angekündigt hat. Zudem gebe es aber eine "seltsam verzerrte Struktur" bei den Netztarifen. So könnten etwa kleinere Stadtwerke, die auch Betreiber im ländlichen Umfeld versorgen, ein "kräftiges Körberlgeld" lukrieren, indem sie die höheren Netznutzungstarife auch in den städtischen Agglomerationsgebieten verrechnen, obwohl dort die Kosten wesentlich niedriger seien. Es gehe hier um "mehrere Milliarden Schilling", um die die Ländertarife hier entlastet werden könnten, so WKÖ-Energieexperte Johannes Mayer, der ab April die Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der Stromregulierungsbehörde übernimmt. Die WKÖ fordert daher einen "Ausgleichsfonds", um diese Verzerrungen zu beseitigen und dem "Rosinenpicken" durch kleinere städtische Verteiler in Ende zu bereiten. Die Etablierung eines Ausgleichssystems ist auch im ElWOG vorgesehenn. Die WKÖ erwartet sich davon auch ein Angleichen der Netztarife. Es gebe aber bereits eine Bewegung hin zu Zusammenschlüssen im Netzbereich, einige private Energieversorgungsunternehmen hätten bereits verkauft, so Mayer. Dies werde sich fortsetzen. Preise im europäischen Mittelfeld Nicht richtig sei, dass - wie in einer kürzlich publik gewordenen Studie über Österreichs Wettbewerbsfähigkeit von Lehman Bros. festgestellt wurde - die Industriestrompreise hierzulande am höchsten seien, so Teufelsbauer. Nach Informationen der WKÖ lägen die Preise für berechtigte Kunden durchaus im europäischen Mittelfeld. Das österreichische Meldesystem nach Brüssel dürfte die Realität nicht widerspiegeln. Eine der wichtigen Aufgaben des Regulators sei daher auch die Erhebung der Endverbraucherpreise. Stromplattform Die Wirtschaftskammer hat nun eine Stromhandelsplattform errichtet, auf der sich Stromanbieter - vorerst drei Monate gratis - präsentieren können. Angeboten wird für die Mitglieder auch ein Strompreisrechner, bei dem Netz- und Strompreis deutlich voneinander getrennt werden und somit die Vergleichsmöglichkeit bei den tatsächlichen Strompreisen gegeben ist. In einigen Landeskammern sollen zudem Pools gebildet werden, um für die Mitglieder Größtenvorteile beim Einkauf von Strom erzielen zu können. Dadurch könnten kleinere Unternehmen von weiteren Preissenkungen profitieren. Die beim EU-Gipfel in Stockholm beschlossene Zurückstellung der neuen Strombinnenmarktrichtlinie ist für Teufelsbauer kein "Stillstand, sondern ein Rückschritt". Es sei zu hoffen, dass die Generaldirektion für Wettbewerb versuchen werde, einige Schneisen zu schlagen. So sei der im formell zu 100 Prozent liberalisierten deutschen Markt existierende verhandelte Netzzugang ein ideales Instrument sei, um sich auszusuchen, wen man hereinlasse. Das habe auch zu einem "zahmen" Wettbewerb geführt. (APA)