Wien - Die deutschen Behörden haben heuer keinen FSME-Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. Grund dafür seien die Nebenwirkungen, die der neue Impfstoff hervorrufe, berichtete am Montag die Gesundheitsplattform Surfmed . Eine Studie von Baxter mit deutschen Kindern musste im Oktober des Vorjahres abgebrochen werden, da das neue Serum bei 64 Prozent der 178 Geimpften Fieber über 38 Grad ausgelöst hatte. In Österreich wird mit diesem Präparat, FSME-Immun-Inject 2001, seit einigen Wochen - mit einer empfohlenen Kinderdosis - geimpft. FSME wird ebenso wie Borreliose durch Zecken übertragen. "Es hat sich nämlich herausgestellt, dass unser in der deutschen Studie verwendete Impfstoff noch zu frisch war", zitiert Surfmed Susanne Schober-Bendixen, beim Impfstoffhersteller Baxter zuständig für den Bereich Produktqualität. Eine derzeit laufende Studie habe von inzwischen 226 geimpften Kindern "nur bei 26 Prozent Nebenwirkungen, hauptsächlich Fieberreaktionen, gezeigt". Mit dem Argument, es handle sich ohnehin nur um eine geringe Rezepturänderung des seit zwanzig Jahren bewährten Impfstoffes, haben die österreichischen Gesundheitsbehörden den Baxter-Antrag genehmigt. Es seien aber diesmal keine so schweren Fieberreaktionen wie im Vorjahr aufgetreten, wird die Expertin der Herstellerfirma zitiert. Beim Impfstoff des Vorjahres von Baxter-Immuno, TicoVac, gingen beim Paul Ehrlich Institut in Langen weit mehr als tausend Nebenwirkungsmeldungen ein, vor allem wegen Fieberattacken mit Temperaturen über 39 Grad. Die Produktion von TicoVac wurde inzwischen eingestellt. Der Impfstoff 2001 ist ein Mix aus der Rezeptur von TitoVac und des Impfstoffes von 1999, so Surfmed. Auch in Österreich sei eine Zulassung des Impfstoffes nur für Kinder und Erwachsene über zwölf Jahren erwogen worden. "Das Risiko konnten und wollten wir dann aber doch nicht übernehmen", so Ingomar Mutz, Vorstand des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates kritisiert aber gleichzeitig Baxters Vorgangsweise: In der österreichischen Ärztezeitung von 25. Februar dieses Jahres bat Baxter die Ärzte, die Eltern darauf hinzuweisen, dass "es insbesondere bei Erstimmunisierungen von Kindern je nach individueller Reaktionsbereitschaft zu Fieber über 39 Grad Celsius kommen kann". Kritisiert wird laut Surfmed auch der Umstand, dass für die empfohlene Impfdosis für Kinder keine eigenen Gebinde existierten. Auch die Empfehlung, alle drei Jahre den Impfschutz auffrischen zu lassen, wird immer häufiger in Zweifel gestellt. Hausärzte und Pharmazeuten erklären inoffiziell Patienten gegenüber, dass wohl auch ein Abstand von fünf Jahren noch ausreichend sei. In Österreich liegt die Durchimpfungsrate in der Bevölkerungsgruppe der Sieben- bis Dreißigjährigen bei 94 Prozent. Die Zahl der Hirnhautentzündungen durch Zeckenbisse ging von 700 Infektionen in den 70er Jahren auf 60 FSME-Fälle im Vorjahr zurück. (pte/red)