Wien - Die ÖFB-Broschüre für das Fußball-WM-Qualifikationsspiel der Europa-Gruppe sieben im Wiener Ernst Happel-Stadion gegen Israel sagt mit vier Worten, worum es am Mittwochabend (20:30 Uhr) für Österreichs Auswahl geht: "Das Tor nach Japan." Zwar wären Andreas Herzog und seine Kollegen auch bei einem Sieg noch lange nicht bei der WM-Endrunde 2002 in Japan und Südkorea, doch jedes andere Ergebnis würde die Tür fast schon schließen. Denn Israel geht mit einem Punkt Vorsprung auf das ÖFB-Team in das Duell um Platz zwei hinter dem klaren Favoriten Spanien.
Israels schöne Erinnerungen
Die Israeli beginnen das daher schon vorentscheidende Match zwar mit neun Länderspiel- Auswärts-Niederlagen in Folge im Gepäck, aber immerhin mit dem 5:0 1999 von Tel Aviv und dem vorangegangenen Wiener 1:1 im Kopf. Mit einem Ergebnis wie damals 1998 wären sie schon recht zufrieden, blieben sie doch dann einen Punkt vor den Österreichern Zweite und hätten im Oktober als heimstarke Elf noch das Rückspiel in Tel Aviv im Talon.
Verständlich, dass im österreichischen Lager ein Sieg geradezu als unbedingte Notwendigkeit beschworen wird. "Wir können und müssen einfach gewinnen", lauten die einheitlichen Kommentare von Kapitän Andreas Herzog über Franz Wohlfahrt, Michael Baur, Didi Kühbauer, Ivica Vastic und Christian Mayrleb, auch wenn der Respekt vor dem Gegner unüberhörbar ist. Alle im 18-köpfigen Aufgebot sind sich der Bedeutung der Partie für die WM-Qualfikation auch voll bewusst.
Maximaler Ernst
Otto Baric bringt es auf den Punkt, wenn er in fast leidenschaftlicher Weise feststellt: "Wir glauben und hoffen, sind maximal ernst und brauchen natürlich auch etwas Glück." Enttäuscht ist der Teamchef nur über das bisher relativ schwache Zuschauerinteresse und verweist auf die Vorstellungen beim bisher letzten Heimspiel mit dem 1:1 gegen Spanien und nun am Samstag in Bosnien. "Ich appelliere an die Fans, kommt und helft uns, wir brauchen euch", so Baric, der seine Akteure im Training und außerhalb in gewohnt temperamentvoller Weise in vielen Gesprächen auf das Match heiß machte.
"Atmosphäre und Stimmung sind gut, jeder ist sich der schweren Aufgabe bewusst, die in Sarajewo begangenen Fehler wurden besprochen und werden sich hoffentlich nicht wiederholen", so Baric, der beim 1:1 in Bosnien mit der ersten Hälfte, sieht man von den letzten Minuten ab, recht zufrieden war, und die zweite nach nochmaligem Studium mit Ausnahme des Schlussabschnittes "auch gar nicht so schlecht fand, wie ich ursprünglich gemeint habe."
Die Israeli kenne er gut, wenn auch nicht so exakt wie die Bosnier. "Sie spielen mit einer dichten Abwehr und einem verstärkten Mittelfeld und nur einer echten Spitze. Im Gegensatz zu Barbarez, Baljic und Bolic kämen aber auch die offensiven Mittelfeldakteure wie Bercoviz zur Verstärkung der Defensive zurück." Das Video vom Treffen mit Spanien (0:2) wurde als erster Anschauungsunterricht herangezogen, aber auch das bisher letzte Match, das 1:0 gegen Moldawien, das Baric live erlebt hatte, diente als Hilfe. Dennoch wolle man sich nicht zu sehr auf den Gegner konzentrieren, sondern eher die eigenen Stärken ins Spiel bringen und "nicht zu viel improvisieren".
Mayrleb, Haas, Kocijan, Kitzbichler im Kampf ums "Leiberl"
Im Montagtraining, dem einzigen wirklich harten in diesen Tagen, konnten sich einige Offensivspieler für die Startaufstellung qualifizieren. Im Kampf eins gegen eins hinterließ Ivica Vastic im Dribbling mit anschließendem Torschuss den besten Eindruck. Mayrleb, Haas, Kocijan, Kitzbichler kämpften ebenfalls um ein "Leiberl". Der Teamchef wollte jedoch die Sieger und damit die Aufstellung nicht nennen. "Die Betroffenen werden es noch am Dienstag erfahren, die Öffentlichkeit erst am Matchtag", so Baric, der sicher auf den nur leicht trainierenden Andreas Herzog (sein Spezialschuh wurde fertiggestellt) und wahrscheinlich auch auf Günther Neukirchner (trainierte voll mit, spürte aber seine Knöchelblessur noch ein wenig) zurückgreifen kann.
Wie auch immer und wer auch immer spielt. "Wir haben eine Mannschaft, die nicht leicht verliert, im Stande ist, gegen wen und wo auch immer Paroli zu bieten", behauptete Baric. Nicht verlieren am Mittwoch wird aber zu wenig sein. (APA)
Fußball-WM-Qualifikation der Europa-Gruppe 7 (Burgenland-Länderspiel): Österreich - Israel
, Wiener Ernst Happel-Stadion, 20:30 Uhr, Schiedsrichter Alfredo Trentalange (ITA) ORF 1 überträgt live
Die möglichen Aufstellungen:
Österreich: Wohlfahrt (Austria Wien/52 Spiele) - Baur (FC Tirol/27) - Martin Hiden (Austria Wien/12), Neukirchner (Sturm Graz/13) oder Prilasnig (Sturm Graz/10) - Schopp (Sturm Graz/30), Kühbauer (VfL Wolfsburg/44), Stranzl (1860 München/7), Herzog (Werder Bremen/85), Flögel (Hearts/17) - Vastic (Sturm Graz/30), Mayrleb (Austria Wien/19) oder Haas (Sturm Graz/18) Ersatz: Manninger (Arsenal London/6) - Ibertsberger (Sturm Graz/4), Alfred Hörtnagl (FC Tirol/23), Richard Kitzbichler (SV Salzburg/5), Kocijan (Sturm Graz/3) Es fehlen: Cerny (1860 München/gesperrt), Kirchler (Tirol), Hatz, Schießwald (beide Rapid/alle verletzt) und Weissenberger (Bielefeld/nicht berücksichtigt) Gelbe Karten: Cerny 2, Flögel, Mayrleb, Kitzbichler, Schopp, Stranzl, Kirchler je eine
Israel: Davidovitch (Maccabi Haifa/22 Spiele) - Gershon (Hapoel Tel Aviv/10) - Talkar (Hapoel Haifa/17), Benado (Maccabi Haifa/50), Shelah (Maccabi Tel Aviv/81), Keisi (Maccabi Haifa/16) - Banin (Maccabi Tel Aviv/67), Zitoni (Hapoel Haifa/8) oder Nimny (Maccabi Tel Aviv/53), Bercovic (Blackburn Rovers/68), Benayoun (Maccabi Haifa/14) - Katan (Maccabi Haifa/4) Ersatz: Elimelech (Hapoel Tel Aviv/5) - Bromer (Maccabi Tel Aviv/18), Ben Dayan (Maccabi Tel Aviv/3), Abukasis (Beitar Jerusalem/20), Tal (FC Everton/22), Alon Mizrahi (Beitar Jerusalem/34) Es fehlt: Revivo (Fenerbahce/gesperrt)