Paris - Die systematische Zerstörung vorislamischer Kulturgüter durch die Taliban-Milizen in Afghanistan geht weiter. Die gesprengten Buddhas von Bamiyan seien für immer verloren, beklagte UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Paris. Die Regierung der Republik Sri Lanka, deren Bevölkerung mehrheitlich buddhistisch ist, wollte die Trümmer der Buddha-Statuen kaufen und mit Hilfe der Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen auf ihrem eigenen Territorium wieder aufbauen. Die mehr als 1500 Jahre alten Monumentalskulpturen im Tal von Bamiyan sind inzwischen vollständig zerstört. Die UNESCO werde sich weiter bemühen, diesem "Akt der kulturellen Barbarei" Einhalt zu gebieten, sagte UNESCO-Beauftragter Pierre Lafrance, der vergeblich versucht hatte, die Taliban-Milizen von der Verwüstung der Buddha-Statuen abzuhalten. Die UNESCO strebt nach den Worten von Lafrance kurzfristig erneute Verhandlungen mit den Taliban-Machthabern an. Die Zerstörung präislamischer Kulturgüter war von Taliban-Chef Mullah Muhammad Omar in Form einer "Fatwa" (religiöses Gutachten) angeordnet worden. In der UNO ist Afghanistan durch die von den Taliban vertriebene legale Regierung des Präsidenten Burhanuddin Rabbani vertreten, deren Außenminister Abdullah Abdullah am Mittwoch in Wien erwartet wird. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hatte die Taliban-Führung aufgerufen, ihre "tragische und schockierende" Entscheidung zur Zerstörung aller präislamischen Statuen und Schreine in Afghanistan rückgängig zu machen. Auch während der Mission des UNESCO-Gesandten ging die Zerstörung von Kulturgütern in Afghanistan weiter. Lafrance berichtete, in mehreren Museen seien kleinere Statuen vernichtet worden. Aus religiösen Gründen zerstört Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat die beiden weltbekannten Buddha-Statuen nach Einschätzung der UNESCO allein aus religiösen Gründen zerstört. Das Regime habe sich weder für die internationalen Sanktionen rächen noch die Aufmerksamkeit auf das wirtschaftliche Elend im Land lenken wollen, sagte der Sondergesandte der UNO-Kulturorganisation, Pierre Lafrance, am Dienstag in Paris. Anders lautende Berichte seien reine Propaganda. Die Taliban haben erklärt, die Standbilder verletzten die Grundsätze des Islam. Nach der von massiven internationalen Protesten begleiteten Zerstörung der 51 und 36 Meter großen Statuen hatten die Taliban am Montag erstmals ausländische Journalisten zu den Überresten geführt. Die Reporter fanden im Tal von Bamyan nur noch Trümmer der mehr als 1.500 Jahre alten Sandstein-Monumentalstandbilder vor. (APA/AP)