Wien - "Dreitausend Quadratmeter Verkaufsfläche sind schon etwas Besonderes", sagte Luciano Benetton, Gründer des gleichnamigen italienischen Textilimperiums, "damit gehört der Wiener Megastore zu den derzeit größten - mit Mailand und Tokio." Die Wiener Mariahilfer Straße hat in ihrem oberen Teil seit Mittwoch einen Frequenzbringer mehr, der Firmenpatriarch persönlich kam zur Eröffnung angeflogen. Und kündigt im Standard-Gespräch an, dass bis Juli weltweit vierzig weitere Megastores eröffnet werden sollen - unter anderem in Paris, London und Tokio. "Der Markt hat sich schnell und stark verändert." Das 1965 gegründete Unternehmen muss auf den Druck reagieren, den andere vertikale Textilketten wie die schwedische Hennes & Mauritz oder die spanische Zara in Richtung Flächenexpansion ausüben. Vertikal bedeutet, dass Produktion und Vertrieb von einer Hand gesteuert werden. Kommenden Freitag wird der Konzern die 2000er-Bilanz veröffentlichen. Luciano Benetton kündigte am Dienstagabend an, Umsatz und Gewinn seien gesteigert worden. Die Produktionsstückzahlen wurden um rund zehn Prozent gesteigert, nur durch große Mengen könne Benetton den 90-prozentigen Europaanteil bei den Standorten der Lohnfertigung erhalten. Benetton sperrte in Österreich über dreißig der winzigen Geschäfte zu, die im Laufe der 25-jährigen Präsenz in Österreich an Franchisenehmer vergeben wurden. Im Gegenzug entstanden Megastores in Graz, Linz, Villach und Leoben, um einiges kleiner als der in Wien. Klagenfurt steht im Herbst an. Auch in Wien sei ein zweiter Megastore "denkbar", sagt die Österreich-Repräsentantin Ruth Celand-Kerky. Ein "offenes Geheimnis" sei, dass vor allem im ersten Bezirk ein Standort gesucht werde. Benetton hat in Österreich derzeit 114 Standorte zu hundert Prozent in Franchise vergeben, der Umsatz mit dem Endverbraucher erreicht mehr als 1,4 Mrd. S. Kein Megastore hierzulande zu erwarten sei hingegen für die Benetton- Marke Sisley. Auch die anderen Marken - etwa Killer- Loop-Boardermode, die Rollerblade-Produkte oder Nordica-Ski und -Schuhe - sollen über die Vetriebsschiene des Sportartikelhandels weitergeführt werden. Eröffnungsreigen In der unmittelbaren Nachbarschaft des neuen Benetton- Flaggschiffs wird in den nächsten Wochen ein Eröffnungsreigen großer Handelsstandorte begonnen: Humanic eröffnet nur wenige Schritte stadteinwärts am kommenden Wochenende ihr zweitgrößtes Geschäft in Österreich mit über tausend Quadratmetern Fläche; nur der Grazer Standort ist mit 1400 Quadratmetern größer. Gleich vis-à-vis baut die Baumeisterei Lugner an einem 6000 Quadratmeter großen, viergeschoßigen Drogeriesupermarkt der stark expansiven schwäbischen Kette Müller, die am 15. März in Krems ihre erste Österreich- Filiale aufgesperrt hat. Müller wird dort auch Parfums, Schreibwaren und CDs verkaufen. In der ehemaligen Benetton- Filiale - Hausnummer 89 - wird die italienische Jeansmarke Diesel ihren ersten österreichischen Flagship-Store mit 280 Quadratmetern am 27. April eröffnen. Der Wiener Textilhändler Günther Rossmanith lässt weiters als Franchisenehmer am zweiten Mariahilfer-Straße-Outlet der spanischen Damenmodekette Mango werken. Er will übernächstes Wochenende mit dem Verkauf beginnen. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 29.3.2001)