Doch die Lage ist komplizierter. Was soll überhaupt der Gegenstand von Dialog und Versöhnung sein? Der Sprecher der OSZE-Mission in Skopje, Harald Schenker, erwähnt die Beschleunigung schon begonnener Reformen: Im Hochschulwesen, in der öffentlichen Verwaltung wurde einiges auf den Weg gebracht - dank der Regierungsbeteiligung der Demokratischen Partei der Albaner (PDSh) von Arben Xhaferi und unter viel OSZE-Zuspruch. Die Albaner-Parteien - neben der PDSh die oppositionelle Partei des Demokratischen Fortschritts (PDP) - erheben eher symbolische Forderungen: die Festschreibung der Albaner als staatsbildende Nation in der Verfassung und die formale Anerkennung des Albanischen als zweite Staatssprache. Die albanischen Anliegen bilden kein unüberwindliches Hindernis, möchte man aus westlicher Sicht meinen. Doch bei den kleinen und jungen Nationen des Balkan ist das Symbolische stets auch symbolträchtig. Eine zweite Staatsnation neben der Mehrheitsnation hat in deren Augen etwas Frivoles an sich.
So deuten die ersten Signale der mazedonischen Seite seit der erfolgreichen Militäroffensive am Sonntag gegen die U¸CK-Rebellen auf Verhärtung hin. Man solle nicht dauernd nur über die Volksgruppenrechte reden, meinte der mazedonische Präsident Boris Trajkovski nach seinem Gespräch mit Robertson. Schließlich gebe es auch noch "das Recht der albanischen Frauen auf Emanzipation". Gewiss eine Teilwahrheit, deren Äußerung aber in diesem Augenblick und unter diesen Umständen nur kontraproduktiv wirken kann.
Die maßgebende Tageszeitung Dnevnik veröffentlichte am Dienstag eine harsche Leserzuschrift. "Die Albaner in Mazedonien haben alles, und deshalb sind sie unzufrieden", ist ihr Kernsatz. "Sie, Herr Xhaferi, und Ihre Terroristen (gemeint sind die U¸CK-Rebellen, von denen sich die PDSh klar distanzierte) wollen uns einen Teil des Landes wegnehmen", geifert der Briefeschreiber. Dem durchschnittlichen slawischen Mazedonier spricht das leider aus dem Herzen.