Israel kann nicht auf mehr Sicherheit hoffen, solange es keinen Frieden mit den arabischen Nachbarn geschlossen hat. Dieser Sukkus der Reden der arabischen Politiker auf dem Gipfel in Amman kann als Drohung aufgefasst werden oder als nüchterne Analyse: Tatsache ist, dass sie sich gerade wieder in tragischer Weise bewahrheitet. Ein Baby in den Armen seines Vaters abzuknallen, wie am Montag passiert, ist ein Verbrechen, das man nicht durch irgendwelche "Ja, aber"-Erklärungen kommentieren kann. Es steht für sich. Aber verhindert werden solche Verbrechen nicht durch Gegengewalt werden, sondern nur durch eine politische Lösung. Nichts, aber auch rein gar nichts weist darauf hin, dass es sie in absehbarer Zeit geben könnte. Je repressiver die Regierung Sharon nach der jetzigen Eskalation der Gewalt vorgehen wird, je mehr sie auf kollektive Bestrafung setzt, desto eher gibt sie der palästinensischen Intifada, die nach Expertenaussagen die Bezeichnung Volksaufstand eigentlich längst nicht mehr verdient, neue Nahrung. Nichts zu tun und die Bomben explodieren und die - auch in Israel teils stark umstrittenen und ungeliebten - israelischen Siedler in den besetzten Gebieten ungeschützt zu lassen ist politisch und natürlich auch menschlich unmöglich. Wie sein Vorgänger kann auch Sharon nicht agieren, sondern nur reagieren. Und auch die konferierenden Araber in Amman sind weit davon entfernt, mit Visionen für die Zukunft aufzuwarten, sie werden ja nicht einmal mit den Konsequenzen des Konflikts bei sich zu Hause fertig. Ob der alte Löwe Arabische Liga mit seinem neuen Generalsekretär Amr Moussa wirklich neue Zähne bekommt, bleibt abzuwarten. Das wäre zwar nicht angenehm für Israel, aber auch nicht wirklich bedrohlich. Solange es das irakische Regime von Saddam Hussein gibt, ist garantiert, dass die arabische Front nicht geschlossen wird. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.3.2001)