STANDARD: Was Beim Burgenland-Spiel am Mittwoch ist ein Sieg sozusagen Pflicht. Wie zuversichtlich ist der burgenländische Landeshauptmann? Hans Niessl: Ich habe schlechte Erfahrungen mit den Israelis gemacht, war damals bei dem 0:5 mit dabei. Mittlerweile aber hat Otto Baric dem Team doch seinen Stempel aufdrücken können, eine Stammformation des Teams zeichnet sich ab, ich glaube, dass wir ganz gute Chancen haben. Vor allem aber: Wer dieses Heimspiel nicht gewinnt, der hat auch keine Berechtigung, dass er sich qualifiziert.

STANDARD: Was unterscheidet das jetzige Team von dem in der späten Phase des Herbert Prohaska?

Niessl: Herbert Prohaska hat den Generationswechsel nicht mehr vollzogen. Und Otto Baric hat durch seine impulsive Art und seine Persönlichkeit die Mannschaft wieder neu motiviert. Er hat neue Spieler ins Mittelfeld geholt, den Thomas Flögel etwa, der aus Schottland weiß, dass es sehr körperbetont zugeht. Baric hat die Abwehr neu formiert, an zentraler Stelle steht dabei der Libero.

STANDARD: Der alte Michael Baur ist aber nicht gerade ein Beispiel für eine zukunftsorientierte Aufstellung.

Niessl: Als Austria-Anhänger muss ich daran erinnern, dass die Austria am erfolgreichsten war mit dem so genannten 100-jährigen Sturm: Pirkner, Morales, Parits.

STANDARD: Das Spiel in Sarajewo hat gezeigt, dass die Mannschaft kompakter geworden ist. Es ist aber auch aufgefallen, dass es an der Grundtechnik mangelt.

Niessl: Ich glaube, dass der österreichische Fußball sich in die verkehrte Richtung entwickelt hat. Es wird bei der Nachwuchsbetreuung zu viel Wert gelegt auf die körperliche Grundausbildung. Die ist wichtig, natürlich, aber ich bin überzeugt davon, dass die technische Ausbildung auf der Strecke geblieben ist. Das zeigt auch, dass in den letzten Jahren kaum ein österreichischer Spieler den Sprung in die deutsche Bundesliga geschafft hat. Martin Stranzl war ja schon als Junior in München, und Didi Kühbauer ist von Spanien nach Deutschland gekommen.

STANDARD: Mit Stranzl und Kühbauer stehen zwei Burgenländer in der Stammformation des Teams. Warum schafft es das Burgenland nicht, einen ständigen Bundesligisten zu stellen? Mattersburg kämpft ja in der Ersten Division auch schon wieder ums Überleben.

Niessl: Ein Verein in der max.Bundesliga braucht ein Budget von 40, 50 Millionen Schilling aufwärts. Das ist zu viel für einen burgenländischen Verein. Aber der SV Mattersburg hat einige sehr gute, junge Spieler. Den Thomas Wagner zum Beispiel, ein riesengroßer Fußballer, der vor allem das technische Defizit nicht aufweist.

STANDARD: Frage an den Austrianer: Was fällt Ihnen zur Austria ein?

Niessl: Lassen Sie es mich mit Friedrich Torberg sagen: Austrianer ist, wer es trotzdem bleibt. Da hat sich seither leider nicht viel geändert.

STANDARD: Frank Stronach hat ein großes Ziel. Wann wird die Austria Europacupsieger?

Niessl: Naja, Franz Beckenbauer würde sagen: Schau'n mer mal. (Das Gespräch führte Wolfgang Weisgram) (DER STANDARD, PRINTAUSGABE 28. 3. 2001)