London - Die britische BBC hat mit Computerhilfe ein "Foto" von Jesus gemacht. Grundlage war dabei der Schädel eines Mannes, der etwa zur gleichen Zeit wie Jesus Christus gelebt haben soll. Das Bild zeigt Jesus als orientalischen Typ mit buschigen Augenbrauen, kurzem Haar und Vollbart. Herkömmliche westliche Darstellungen zeigen Jesus eher mit langen Haaren und idealisierten und dazu noch europäischen Gesichtszügen. Die BBC will das computeranimierte Jesus-Bild für die neue Fernsehserie "Son of God" nutzen. Sie wird ab Sonntag (1. April) ausgestrahlt, hieß es am Dienstag in London. Schädelfund Der zur Rekonstruktion benutzte Schädel wurde nach einem Bericht der Zeitung "Times" bei Straßenbauarbeiten in Jerusalem gefunden. Israelische Archäologen hätten den Ort als eine jüdische Begräbnisstätte aus dem 1. Jahrhundert identifiziert. Auch Christus-Fresken aus Synagogen in der Region wurden als historische Arbeitsgrundlage herangezogen. Richard Neave, Forensiker an der Universität Manchester, sagte zu der von ihm maßgeblich durchgeführten Arbeit: "Die Rekonstruktion anhand eines Schädels ist äußerst erfolgreich, weil der Schädel die Gesichtsform, einschließlich Augenbrauen, Nase und Kinn, vorgibt." - Das stimmt zwar auch, doch ist es wohl von einiger Bedeutung, welcher Schädel für eine Gesichtszüge herangezogen wird. Ein kurzer Rundblick auf der Straße wird jedem bestätigen, dass nicht alle Zeitgenossen gleich aussehen. Der Produzent der TV-Serie, Jean Claude Bragard, räumt auch ein, dass es sich nicht um den Schädel von Jesus handle: "Es ist ein Anstoß, erneut darüber nachzudenken, wie Jesus ausgesehen haben könnte." Was die Rekosntruktion nun tatsächlich leisten kann, ist aber auch nicht zu verachten: Sie erinnert doch eindrücklich daran, welcher Ethnie Jesus angehört hat - und es war nicht die nordeuropäische, wie es uns 2000 Jahre an Jesus-Darstellungen so gerne suggerieren möchten. Gemäßigte Reaktion der Kirche Eine Sprecherin der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Bonn wies darauf hin, dass es keine zeitgenössische bildliche Darstellung von Jesus gibt. "Wir haben keinen konkreten Anhaltspunkt, um das Aussehen des historischen Jesus zu beschreiben. Wir wissen nur, dass er ein Mensch mit menschlichem Antlitz war, und für Christen ist es unerheblich, wie Christus zu Lebzeiten ausgesehen hat." Über die Authentizität des so genannten Turiner Grabtuchs, das das Gesicht Jesu zeigen soll, herrscht bis heute unter Experten Uneinigkeit. (APA/red)