Traun - Nach dem Abbruch jenes Gebäudes in Traun in Oberösterreich, das bisher von der dortigen islamischen Gemeinde als Moschee genutzt wurde, werden die Moslems bis auf weiteres ihr Freitagsgebet unter freiem Himmel abhalten. Dies kündigte der Sprecher der islamischen Gemeinde, Günther Ahmed Rusznak, am Donnerstag an.Abriss Nach langem Tauziehen war das Moschee-Gebäude am Mittwoch, abgerissen worden. Grundlage dafür war ein rechtskräftiger Bescheid. Die Moslems reagierten bestürzt. Seitens der Bezirkshauptmannschaft wurde betont, es habe sich in keiner Weise um einen fremdenfeindlichen Akt, sondern nur um eine Maßnahme im Rahmen der Rechtsordnung - gültige Bescheide seien zu vollstrecken - gehandelt. Pfarrsaal für drei Monate Offen ist nach wie vor, ob die islamische Gemeinde von Traun ein Ersatzobjekt findet. Bisher war die Suche ergebnislos geblieben. Der katholische Pfarrer von Traun hat den Moslems angeboten, diese könnten zumindest drei Monate lang ihr Freitagsgebet im Pfarrsaal abhalten. "Für dieses Angebot sind wir dem Pfarrer zwar sehr dankbar, wir werden es aber nicht annehmen", so Rusznak. Denn man wolle weiterhin öffentlich dokumentieren, dass das Problem mit dem Ersatzobjekt für die Moschee ungelöst ist. Daher werde das Freitagsgebet unter freiem Himmel - in der Bahnhofstraße unmittelbar vor jenem Platz, wo das Moschee-Gebäude stand - abgehalten und auch mit entsprechenden Kundgebungen verbunden. Hilfe vom Botschafter Rusznak gab auch bekannt, dass er am Mittwoch in Wien mit dem Botschafter Jemens gesprochen habe. Dieser habe finanzielle Hilfe der arabischen Staaten für die Trauner Moslems in Aussicht gestellt, wenn diese ein Grundstück für den Bau einer neuen Moschee kaufen wollen. "Das wäre die ideale Lösung, wir sind auf der Suche nach einem solchen Grundstück, wobei Traun für uns der bevorzugte Standort ist", so Rusznak. Rückblick Mittwochfrüh rollten in der Trauner Innenstadt die Baumaschinen an, um die in einem nicht genehmigten Zubau untergebrachte Moschee der abzureißen. Während der Sprecher der Moschee "wütend und empört" war, betonte der Bezirkshauptmann erneut die Rechtmäßigkeit des Vorgehens. Günther Ahmed Rusznak, Sprecher der Moschee, kritisierte, dass die Gemeinschaft von dem Abbruch nicht verständigt worden sei. "Wir konnten nicht alle Kultgegenstände aus dem Gebäude entfernen, die liegen nun im Bauschutt", protestierte er. "Stimmt nicht", konterte Bezirkshauptmann Rudolf Doleschal. "Die Bauarbeiter haben vor Beginn alle Gegenstände unter Aufsicht der Gendarmerie herausgebracht, das ist sogar per Video dokumentiert." Abmachung gebrochen Es stimme zwar, dass die Gemeinschaft nicht vom Beginn des Abbruches informiert war. Das liege aber daran, dass die Muslime beim ersten Termin Abmachungen gebrochen und die Moschee besetzt hätten. Doleschal: "Ich wollte eine Zwangsräumung durch die Gendarmerie vermeiden." Er müsse den rechtskräftigen Abbruchbescheid umsetzen, dazu sei er verpflichtet. Rusznak besuchte später in Wien die Botschaften des Jemen und der Vereinigten Arabischen Staaten und hoffte auf "Proteste und Empörung" durch die Diplomaten. In der Frage eines Ersatzquartiers gab es keine neue Entwicklung. Unklar war auch, ob die Muslime das Angebot des Trauner Pfarrers, ihre Freitagsgebete im Pfarrsaal abzuhalten, annehmen werden. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) betonte am Mittwoch in einer Aussendung, dass es keine Zuständigkeit des Landes gäbe. Die Grünen hatten den Landeshauptmann aufgefordert, "schlichtend einzugreifen". Pühringer, der in Traun lebt, appellierte an Stadtverwaltung und Islamische Gemeinschaft, weiter eine Lösung zu suchen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.3.2001, moe/APA)