Paris - Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac ist von einem Untersuchungsrichter als Zeuge vorgeladen worden, um Licht in eine Parteispendenaffäre zu bringen. Der Elysee-Palast bestätigte am Mittwochmorgen in Paris einen entsprechenden Zeitungsbericht. Wegen eines illegalen Spendensystems bei Chiracs neogaullistischer Partei RPR wird seit Jahren ermittelt. Auch die Sozialisten von Premierminister Lionel Jospin sollen in den Skandal verwickelt sein. Im vergangenen Herbst hatte ein brisantes Videoband die Affäre ins Rollen gebracht: Auf der Kassette schildert der 1999 verstorbene Bauunternehmer Jean-Claude Mery, dass er in den 80er und 90er Jahren illegale Parteispenden eingetrieben habe - und zwar auf persönliche Anweisung Chiracs. Der Präsident weist die Vorwürfe zurück: Um die Finanzierung seiner Partei habe er sich nie gekümmert. Präsident lehnt Erscheinen ab Das Pariser Präsidialamt erklärte allerdings angesichts der Vorladung, die "verfassungsmäßigen Regeln" Frankreichs erlaubten es nicht, dass der Präsident vor der Justiz auftrete. Unter Juristen ist diese Position jedoch umstritten. Zwar ist in Frankreich unstrittig, dass ein Staatspräsident als "Garant der Verfassung" in Strafsachen nicht als Angeklagter vor Gericht erscheinen muss, solange er im Amt ist. Nach Ansicht einiger Verfassungsrechtler sind jedoch reine Zeugenaussagen von dieser Immunität ausgenommen, was vom Elysee-Palast jedoch energisch bestritten wird. (APA)