Wirtschaft
Adcon will mit "Wunderchip" wachsen
Rekordergebnis 2000
Klosterneuburg/Wien - Der börsenotierte Klosterneuburger Anbieter von kabelloser, digitaler Funkübertragungstechnologie, die Adcon Telemetry AG, plant im September 2001 mit einem neuartigen und laut Unternehmensangaben in der Form wahrscheinlich weltweit einzigartigen Chip zur digitalen Funkdatenübertragung auf den Markt zu kommen. Der 7x7 Millimeter große, als "Joker" bezeichnete Chip, der alle notwendigen Teile zur digitalen Funkdatenübertragung vereinigt, werde im Gegensatz zu den Bluetooth-Chips für größere Übertragungsdistanzen von 60 bis 300 Meter, je nach Gebäudestruktur, eingesetzt werden können, kündigte Adcon-Finanzvorstand Alexander Zrost am Mittwoch in Wien bei der Bilanzpressekonferenz an.
Zrost betonte, dass dieser "Single Chip Transmitter" noch kein fertiges Produkt sei, und in der Planrechnung für 2001 - ausgenommen mit den Entwicklungskosten - noch nicht berücksichtigt sei. Das Marktpotenzial für den "Joker", mit dem Datenübertragungsraten von 10 Kbps (Kilobits pro Sekunde) möglich sein werden, schätzt Zrost aber ähnlich hoch ein, wie jenes für die Bluetooth-Technologie, die hauptsächlich für hohe Datenübertragungsraten im Nahbereich (bis 10 Meter) gedacht ist. Prognosen würden im ersten Jahr von 5 Millionen, im zweiten Jahr von 50 Millionen und im dritten Jahr von 500 Millionen verkauften Chipsätzen ausgehen, so Zrost.
Das Haupteinsatzgebiet für diesen im lizenzfreien europäischen und US-amerikanischen Frequenzspektrum arbeitenden Chip sieht Adcon-Vorstandsvorsitzender Günther Walcher vorwiegend in der Haushaltstechnik. Im Gegensatz dazu werden Bluetooth hauptsächlich im Bürobereich eingesetzt. Ein weiterer Unterschied zu Bluetooth werde der extrem geringe Energiebedarf sein, sagte Zrost. Die möglichen Betriebszeiten vergleicht Zrost mit einer Batterie, die lange liegen bleibt, bis sie sich selbst entlädt. Auch beim Preis pro Chip werde die Adcon unter jenem für Bluetooth liegen, der derzeit rund 20 Dollar kostet.
Rekordergebnis
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2000 konnte Adcon den Umsatz nach nunmehr endgültigen Zahlen um 103 Prozent auf 11,1 (1999: 5,5) Mill. Euro (152,7 Mill. S) mehr als verdoppeln und damit "das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte" verzeichnen. Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) war mit 0,1 Mill. Euro erstmals positiv (minus 0,2 Mill. Euro in 1999). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag auf Grund akquisitionsbedingter Firmenwertabschreibungen bei minus 1,5 Mill. Euro (1999: -0,9 Mill. Euro), das Nachsteuerergebnis konnte gegenüber 1999 um 1,2 Mill. Euro auf plus 0,4 Mill. Euro verbessert werden. Damit beträgt der Gewinn pro Aktie 0,05 Euro (gegenüber -0,09 Euro in 1999). Der Auftragseingang fiel mit 17,1 Mill. Euro fast dreimal so hoch wie im Jahr davor (6,3 Mill. Euro) aus.
Für die laufende Geschäftsperiode 2001 erwartet Adcon eine neuerliche Umsatzverdopplung sowie eine deutliche Verbesserung aller Ertragskennziffern. " Das Technologiesegment soll überproportional wachsen und 2001 rund 45 Prozent des Gruppenumsatzes ausmachen.
Markteintritt in Asien
Im zweiten Quartal plant das Unternehmen den Markteintritt in Asien. Das rein organische Wachstumsziel für die kommenden Jahre bis 2003 beziffert Adcon mit jährlich 70 Prozent. Die größte Schwierigkeit sei, den Fokus auf die richtigen Bereiche zu legen, meinte Adcon-Finanzvorstand Alexander Zrost, der die zukünftige Strategie und Ziele des Unternehmens mit "sales, sales, sales, Steigerung der Renditen und Ergebnisse" zusammenfasste.
Aktienkurs stieg 2000 um 92 Prozent
Die Adcon-Aktie konnte sich im Vorjahr den allgemeinen Kursrückgängen am Neuen Markt nicht entziehen. Laut Unternehmensangaben wurde 2000 aber trotzdem auf Jahressicht ein Wertzuwachs von 92 Prozent bzw. von 77 Prozent seit Börseeinführung im Juli 1999 verzeichnet. Damit zähle Adcon zu den besten fünf Austro-Aktien. Am Mittwoch gegen 13.45 Uhr notierte Adcon mit 9,40 Euro um 2,40 Prozent über dem Vortagesschluss bei relativ hohen Umsätzen von 11.400 Stück in Einzelzählung. (APA)