Wien - Der Chef des börsenotierten Karton- und Verpackungsherstellers Mayr-Melnhof (MM), Michael Gröller, hat allen Grund zur Freude: Die Rohstoffpreise (Altpapier, Zellstoff) sind nach der signifikanten Verteuerung Ende der Neunzigerjahre wieder deutlich gesunken; gleichzeitig konnten die Kartonhersteller die Preise für ihre Ware auf hohem Niveau stabilisieren. "Das wird bis auf weiteres auch so bleiben", sagte Gröller am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Der Altpapierpreis sei aufgrund der konjunkturell bedingten schwächeren Nachfrage aus Asien von 21 DM (147 S/10,7 EURO) je 100 kg Mitte des Vorjahres auf nunmehr fünf Mark gesunken. Für Karton hingegen werden seit rund zehn Monaten Preise von durchschnittlich 143 DM je 100 kg erzielt - nach 110 DM Mitte 1999. Um das Preisniveau hoch zu halten, müssten Gröller zufolge noch rund 70.000 Tonnen vom Markt genommen werden. 180.000 Tonnen seien schon aus dem Markt verschwunden, davon rund 50.000 Tonnen bei Mayr-Melnhof. Zu Ostern will Gröller die Maschinen neuerlich anhalten. Aufträge eingebrochen Da Kunden mit Preisverbilligungen rechneten, sei der Auftragsstand der Kartondivision von einem Höchststand von 150.000 Tonnen im Juni des Vorjahres auf weniger als 60.000 Tonnen geschrumpft. "Wichtig ist, nicht die Nerven wegzuschmeißen, wenn der Auftragsstand zurückgeht", sagte Gröller. "Die Nachfrage wird wieder steigen, wenn die Vorräte aufgebraucht sind." Nach einem guten Vorjahresergebnis rechnet Gröller heuer mit einem weiteren Ertragsschub. Der Umsatz im Konzern ist vorläufigen Zahlen zufolge um 18,9 Prozent auf gut eine Milliarde EURO gestiegen, das Betriebsergebnis hat sich um 26,9 Prozent auf 102 Mio. EURO verbessert. Nach 1,55 EURO pro Aktie sollen die Aktionäre für das Jahr 2000 etwas mehr an Dividende erhalten. Die genaue Höhe will Gröller am 26. April bekannt geben. In Europa will Mayr-Melnhof seine Marktführung weiter ausbauen und mit Karton auch in Übersee wachsen. "Wir sind bei sechs, sieben Projekten dicht dran und werden einige davon noch heuer positiv erledigen", sagte Gröller. Für Übernahmen stünden rund 240 Mio. EURO an liquiden Mitteln zur Verfügung. Interesse habe man auch an der Kartondivision des zuletzt in finanzielle Schieflage geratenen asiatischen Konkurrenten Asia Pull & Paper (APP), der über Standorte in Indonesien und China verfügt. Sollte sich eine Kaufmöglichkeit ergeben, möchte Gröller Partner mit einbinden.

Zu Mayr-Melnhof gehören sieben Kartonwerke und 18 Faltschachtelbetriebe. Weltweit beschäftigt die Gruppe rund 5000 Mitarbeiter. (stro)