Wien - Der freiheitliche Altparteiobmann Jörg Haider macht die Arbeit der Bundesregierung für die Niederlage der FPÖ bei der Wien-Wahl verantwortlich. Bei seinem ersten Auftritt seit dem Wahlsonntag meinte er am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Klagenfurt, die Regierung müsste "Herz in die Politik" bringen und dürfe "nicht über die Leute drüberfahren". FPÖ-Chefin Susanne Riess-Passer drohte ihrer Partei mit Rücktritt, falls das "persönliche Hickhack" fortgesetzt wird. Wörtlich erklärte Riess-Passer in einem "News"-Interview: "Wenn die öffentliche Kritik in der FPÖ Schule macht, enden wir dort, wo die ÖVP mit Obmann-Schlachten nach jeder Wahl war. Wenn das gewünscht wird, weiß ich, wo der Weg hinführt. Es wird aber dann sicher ohne mich stattfinden." Davon unbeeindruckt ist offenbar Salzburgs Landeschef Karl Schnell. Er betonte, dass man in den Ländern "nicht alles unwidersprochen hinnehmen wird", was von der Regierung komme. Haider schloss eine Rückkehr an die Parteispitze aus. Falls die schwarz-blaue Koalition ihren technokratischen Weg fortsetzen sollte, stehe er in Wien nicht mehr zur Verfügung. Und in Richtung FPÖ drohte Haider: "Dann ist das nicht mehr meine Partei". Im Koalitionsausschuss wolle er aber vorerst bleiben. Die FPÖ habe zwar "ein exzellentes Regierungsteam", müsse aber lernen, die Botschaften an den Wähler zu bringen. Im Hinblick auf die Sparmaßnahmen dürfe man nicht "schwachsinnige" Inserate und Plakate in Auftrag geben, sondern müsste dem Bürger erklären, was man wie und warum mache. In die Diskussion um personelle Konsequenzen in den Reihen der FPÖ nach der Wahlniederlage wollte sich Haider nicht einmischen. Dies sei Sache der Bundesparteiführung. Der Forderung des freiheitlichen Kärntner Klubchefs Martin Strutz nach einer Verkleinerung des Generalsekretariats wollte sich Haider nicht anschließen. Die Konsequenzen sollten nicht an einzelnen Personen vollzogen werden, meinte er. In der Sitzung des FPÖ-Bundesvorstandes in der Nacht auf heute, an der Haider nach eigenen Angaben krankheitsbedingt nicht teilgenommen hatte, wurde als Konsequenz aus der Wiener Wahlniederlage beschlossen, das Tempo bei Reformen in der Regierung zu reduzieren. Die Geschwindigkeit sei "nicht unbedingt die oberste Maxime", erklärte Riess-Passer nach den sechsstündigen Beratungen. ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat berichtete, die FPÖ-Absage an das Motto "speed kills" sei zwischen den Koalitionsspitzen abgesprochen worden. Die Opposition wollte dieser Ankündigung keinen Glauben schenken. Sowohl SPÖ-Klubobmann Peter Kostelka als auch der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, verwiesen darauf, dass bei der Reparatur der Ambulanzgebühr das Tempo in keiner Weise gedrosselt werde. Hier drohe die nächste "Husch-Pfusch-Gesetzgebung". Innerhalb der ÖVP verstärkt sich die Kritik an Haider. Salzburgs Landeshauptmann Franz Schausberger meinte gegenüber "News", "nur wie ein Rumpelstilzchen um sich zu schlagen, das haben die Wähler satt". Für den Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner ist das Wiener Wahlergebnis ein "klares Signal gegen Haider". Die Regierung müsse sich "von Zurufen aus Kärnten distanzieren". (APA)