Washington - US-Präsident George W. Bush hat vor der Haushaltsabstimmung im Kongress sein Steuersenkungsprogramm für die nächsten zehn Jahre verteidigt. Bush äußerte sich am Vorabend des für Mittwoch geplanten Votums im Repräsentantenhaus über den Haushalt 2002, der den Einstieg in das Steuersenkungspaket in Höhe von 1,6 Billionen Dollar bedeutet. Bush sagte in Kalamazoo/Michigan in einer Grundsatzrede zu seinen geplanten Steuersenkungen, die Wirtschaft brauche mehr als eine einmalige Unterstützung. Es wurde erwartet, dass die Kongress-Kammer mit der Mehrheit der Republikaner den Haushaltsentwurf der Bush-Regierung verabschiedet. "Die amerikanische Wirtschaft ist wie ein großartiger Athlet am Ende des ersten Abschnitts eines langen, langen Rennens - etwas außer Atem, aber fundamental stark", sagte Bush am Dienstag an der Western Michigan University. Die US-Wirtschaft habe schon vor seiner Wahl im November begonnen, sich abzukühlen, und wichtige Aktienindizes hätten Einbrüche verzeichnet und damit Besorgnis bei Investoren hervorgerufen. Das US-Wirtschaftswachstum war im vergangenen Jahr von 4,8 Prozent im ersten Quartal auf 1,1 Prozent im vierten Quartal gesunken. Bush verglich sein Programm mit ähnlichen Steuersenkungen der ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan und John F. Kennedy. Bush sagte, seine Pläne könnten eine neue "Generation von Wachstum entfachen". Die oppositionellen Demokraten werfen dem Republikaner vor, sein Programm komme vor allem den Reichen zugute. Der Minderheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Richard Gephardt, äußerte sich enttäuscht über Bushs Grundsatzrede. Der Präsident habe monatelang die Wirtschaft des Landes schlechtgeredet und damit die Verbraucher verunsichert. Die Demokraten und mehrere Investoren hatten Bush vorgeworfen, ein düsteres Bild von der Wirtschaft zu zeichnen, um seine Steuerpläne besser zu vermarkten. Die Demokraten kritisieren Bushs Steuersenkungen als zu umfangreich. Da sie Haushaltsdefizite vergrößern könnten, sollten die eingeplanten Überschüsse ausbleiben. Die Demokraten fordern eine sofortige und einmalige Steuerrückzahlung von 60 Milliarden Dollar (67,0 Mrd. Euro/922 Mrd. S). Der Haushaltsentwurf der Bush-Regierung für das Steuerjahr 2002, das am 1. Oktober beginnt, sieht ein Budget von 1,9 Billionen Dollar vor. Bush hat jedoch wiederholt eine rückwirkende Steuersenkung zum 1. Jänner 2001 gefordert. Details einer entsprechenden Initiative müsste der Kongress allerdings noch ausarbeiten. Das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus hatte die Senkung der Einkommensteuer und damit ein Kernstück des Steuerprogramms bereits Anfang März gebilligt. Auf mehr Widerstand dürfte der Haushalt kommende Woche im Senat treffen, in dem zwischen Demokraten und Republikanern eine Patt-Situation herrscht. (APA/Reuters)