Ökologie
Bohrinsel in Brasilien: Untergang weiter "ein Rätsel"
Suche nach Explosionsauslöser auf weltgrößter Öl-Plattform
Brasilia - Der Untergang der weltgrößten Öl-Plattform vor
der Küste Brasiliens bleibt knapp zwei Wochen nach dem Unfall für die
staatliche Ölgesellschaft Petrobras weiterhin "ein Rätsel". Die
Ursache der drei Explosionen auf der Plattform P-36 Mitte März sei
noch unbekannt, man schließe Sabotage jedoch inzwischen aus, meinte
Firmen-Präsident Henri Philipe Reichstul am Dienstag (Ortszeit) in
einer ersten Anhörung vor dem Senat in Brasilia. Eine firmeninterne
Untersuchungskommission werde spätestens bis zum 20. April einen
Bericht veröffentlichen. Danach sollten die Verantwortlichen zur
Rechenschaft gezogen werden, sagte Reichstul.
Reichstul bestritt Vorwürfe von Gewerkschaften und Medien, wonach
Petrobras firmeninterne Dokumente über technische Probleme der P-36
nach dem Unfall verschwinden ließ. Die Vorwürfe richten sich in
erster Linie gegen Chefingenieur Carlos Bellot. Er soll Informationen
zur P-36 im Petrobras-Intranet gelöscht haben. Ein ursprünglich für
Dienstag angesetztes Verhör Bellots durch die Bundespolizei wurde
unterdessen auf Donnerstag nächster Woche verschoben.
In seiner fast fünfstündigen Anhörung wies Reichstul auch die
Klage von Gewerkschaften zurück, die Vergabe von Arbeiten an
Subunternehmen mit unzureichend geschultem Personal stelle ein
zunehmendes Risiko für Petrobras-Arbeiter dar. Bei Arbeitsunfällen
waren bereits vor dem P-36-Unfall in den vergangenen drei Jahren auf
Petrobras-Bohrinseln insgesamt 91 Arbeiter ums Leben gekommen.
Die Ölplattform P-36 war nach mehreren Explosionen am 15. März
fünf Tage später 125 Kilometer vor der Küste Brasiliens und etwa 250
Kilometer nordöstlich der Metropole Rio de Janeiro gesunken. Elf
Menschen starben. Die Plattform liegt jetzt etwa 1360 Meter tief auf
dem Meeresboden. "Mit dem Untergang der P-36 sind auch viele Beweise
auf Nimmerwiedersehen verschwunden", sagte der zuständige
Bundespolizei-Kommissar Antonio Carvalho. (APA)