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Foto: APA/Hellemann
Hannover - Die Castor-Atommülltransporte von Frankreich nach Gorleben, unweit von Hannover, der Streik bei der Lufthansa und das teilweise miserable Wetter mit Kälte und Schnee konnten den Besucherandrang zur Computermesse CeBIT 2001 nicht bremsen. 830.000 Besucher passierten in sieben Werktagen die Messetore. Bereits zum 15. Mal war die niedersächsische Landeshauptstadt der temporäre Arbeitsplatz für die Protagonisten der Computerbranche. Den "Geist von morgen" spüren - das Motto stand unter dem englischen Titel: "The Spirit of Tomorrow" - war der Arbeitstitel, den die Deutsche Presse AG vorlegte. Zugelassen zur Arbeit im deutschen Kral der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) waren heuer 8106 Aussteller aus der ganzen Welt. Ebenso ein Rekordergebnis, obwohl rund 400 Firmen sich im letzten Moment vom temporären Arbeitsplatz CeBIT verabschiedeten. Internationale Gäste Dem Ruf der Messe waren auch 131.000 Besucher aus dem Ausland gefolgt, 30.000 mehr als gegenüber dem Vorjahr. Den stärksten Zuwachs verzeichnete Asien. Die Zahl der Gäste aus Ostasien habe sich gegenüber dem Vorjahr von 12.300 auf 23.600 verdoppelt. Bei den Ausstellern stellte Taiwan mit 529 Firmen von 3060 ausländischen Firmen das größte Auslandskontingent. Dass die CeBIT immer mehr zur Geschäftsanbahnung besucht wird, bestätigten 715.000 Besucher, die in beruflicher Mission unterwegs waren. Die IKT-Branche ist aber noch immer eine Männergesellschaft, das zeigt die Resonanz der Messe bei den Frauen. Nur zehn Prozent der Besucher waren heuer Frauen. Rekord - ganze zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Dennoch wurde von dem Messeveranstalter Deutsche Messe AG, die bei der Abschlusskonferenz von einem neunköpfigen männlichen Gremium repräsentiert wurde, die einwöchige Leistungsschau als Erfolg gefeiert. "Die Übertreibungen des Vorjahres sind nicht mehr da", zeigte sich Hubert Lange, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, mit dem Verlauf der Messe zufrieden. Es herrsche "Optimismus mit Bodenhaftung". Nur eine Wirtschaft Vorbei auch die Unterscheidung New Economy und Old Economy: Es gebe nur noch Firmen, die Gewinne und Verluste machen. Die IKT-Branche boomt wie keine andere, zog Willi Berchtold, Vizepräsident des Bundesverbands der Informationswirtschaft, Telekommunikation und neuen Medien (BITKOM), am Mittwoch Bilanz. Die CeBIT habe grünes Licht für steigende Börsenkurse gegeben und zähle mit einem jährlichen Wachstum von 8,7 Prozent zum Motor der deutschen Wirtschaft. Schwerpunkte der einwöchigen Geisterverehrung waren Mobile Internet, E-Business, Sonderveranstaltungen zu Sicherheit und Internet sowie die Jobbörse. Der Dauerbrenner Personal zählte auch heuer zu den am heftigsten diskutierten Themen. Im kommenden Jahr wird die größte Computermesse der Welt erstmals ohne Messevorstand Lange stattfinden. Ende des Jahres geht der 62- jährige Braunschweiger, der im Jahre 1970 maßgebend an der Gründung der CeBIT beiteiligt war, in den Ruhestand. Mit der Errichtung einer neuen Messehalle mit einer Ausstellungsfläche von etwa 30.000 Quadratmetern - das entspricht etwa der Größe von vier Fußballfeldern - wird sich der Messedirektor ein Denkmal setzen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 120 Millionen Mark (844,29 Mio. S/ 61,35 Mio. €). Nächstes Jahr wird die CeBIT vom 13. bis 20. März dauern, also um einen Tag länger als bisher sein. (Thomas Jäkle, DER STANDARD, Printausgabe 29.3.2001)