Ohne Resolution in der Irak-Frage, mit der Ernennung des ägyptischen Außenministers Amr Moussa zum Generalsekretär und letztlich mit gemischten Gefühlen endete am Mittwoch der erste "reguläre" Gipfel der Arabischen Liga seit 1990 in Amman. Bis zuletzt hatte man noch auf einen Kompromiss zwischen dem Irak und Kuwait um die geplante Irak-Resolution gewartet. Die Delegierten im Saal und Hunderte Journalisten im überbordenden Pressezentrum vor dem Bildschirm hatten am Dienstagabend gespannt der Botschaft Saddam Husseins, vorgetragen von seinem Stellvertreter Izzat Ibrahim, gelauscht. Aber kein Wort der Reue über die Invasion in Kuwait oder ein Ton der Versöhnungsbereitschaft kam über dessen Lippen. Seit Tagen hatte sich in Amman das Gerücht gehalten, Saddam werde für eine ordentliche Überraschung sorgen.

Erstaunlicherweise erwähnte auch Kuwaits Außenminister Sheikh Sabah al-Ahmad al-Sabah mit keinem Wort das seinem Land durch den Irak widerfahrene Leid, auch seine seit dem Krieg vermissten 600 Landsleute, um die es in den Diskussionen über weite Strecken gegangen war, waren ihm keine Silbe wert. Das Schweigen wurde nach den Auseinandersetzungen der letzten Tage als Versuch gedeutet, die heißgelaufenen Emotionen abzukühlen, um doch noch einen Kompromiss zu schließen. Zustande kam aber jedoch nur die nicht bindende "Ammaner Deklaration", die zur Aufhebung der Sanktionen gegen den Irak aufruft und den Irak und Kuwait dazu auffordert, ihren Disput "gemäß ihren nationalen und religiösen Werten" beizulegen.

Versöhnung

Eine positive Überraschung verschaffte Syriens junger Präsident Bashar al-Assad der Konferenz: Den Palästinensern und Yassir Arafat bot er jede nur mögliche Unterstützung und Hilfe im Kampf für ihre Sache an und rief dazu auf, die problembeladene Vergangenheit der beiderseitigen Beziehungen zu vergessen. Der Frieden zwischen Damaskus, das seit den Siebzigerjahren radikale, der PLO feindlich gesinnte palästinensische Gruppierungen beherbergt, gilt damit offiziell als besiegelt. Der Gipfel beschloss, der Palästinensischen Autonomiebehörde 40 Millionen Dollar monatlich sechs Monate lang über den Islamischen Entwicklungsfond zukommen zu lassen.

2002 in Beirut

Als positiv wird auch angesehen, dass von nun an wieder regelmäßig alljährlich ein arabischer Gipfel stattfinden soll, der nächste 2002 in Beirut.

Für Aufregung sorgte wieder einmal Libyens Oberst Muammar al-Gaddafi, der das ihm von der Königsfamilie ob seiner Abneigung gegen Hotels zur Verfügung gestellte Haus abgeschlagen und sein Zelt in dessen Garten aufgeschlagen hatte. In seiner Rede, die gemäß seinem Wunsch nicht übertragen wurde, wunderte er sich über die Aufregung der arabischen Welt um Jerusalem. Der Felsendom, sagte Gaddafi laut arabischen Diplomaten, der als drittheiligste Stätte des Islam gilt, sei doch "nur eine Moschee, man könne doch überall beten". Zu guter Letzt rief Gaddafi die arabischen Staaten auf, sich der Organisation der Afrikanischen Union anzuschließen und Israel unter bestimmten Bedingungen einzuladen, der Arabischen Liga beizutreten. (DER STANDARD; Printausgabe, 29.3.2001)