Washington/Brüssel - Ungeachtet der internationalen Kritik will US-Präsident George W. Bush das Klimaschutzabkommen von Kyoto nicht umsetzen. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, sagte am Mittwoch in Washington, der Präsident strebe stattdessen eine Alternative an, die die Entwicklungsländer beim Klimaschutz stärker in die Pflicht nehme. Eine solche Alternative wolle Bush in Zusammenarbeit mit den Verbündeten der USA entwickeln, sagte Fleischer. Der Präsident sei der Meinung, dass ein Abkommen, dass den größten Teil der Welt außen vor lasse, nicht im Interesse der USA sei, sagte Fleischer weiter. Deshalb fordere er, dass auch die Entwicklungsländer gewisse Standards erfüllen müssten. "Es ist wichtig, die ganze Welt in das Abkommen einzubinden, und nicht die meisten Länder auszuklammern." Die Leiterin der Umweltbehörde (EPA), Christie Whitman, hatte am Dienstag erklärt, es sei klar, dass der Kongress das Kyoto-Protokoll niemals ratifizieren werde. Whitman wies darauf hin, dass bislang auch sonst kein anderer Industriestaat das Abkommen umgesetzt habe. "Wir sind nicht die einzigen, die damit Probleme haben", sagte die EPA-Leiterin. "Wir haben kein Interesse daran, es umzusetzen." USA nicht aus der Verantwortung entlassen Der Klimaschutz soll auch eines der Gesprächsthemen bei einem Kurzbesuch von Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder in Washington am Donnerstag sein. Vor dem Treffen mahnte Bundesumweltminister Jürgen Trittin die USA eindringlich, bei der Erfüllung des Kyoto-Protokolls eine konstruktive Rolle einzunehmen. Das Land mit dem weltweit größten Emissionen an Treibhausgasen könne nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Dies wäre sonst ein verheerendes Signal für die ganze Welt, sagte der Grünen-Politiker laut "Hannoverscher Allgemeiner Zeitung". In dem Kyoto-Protokoll vom Dezember 1997 ist vorgesehen, dass der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2012 um 5,2 Prozent unter den Stand von 1990 reduziert werden soll. Die USA allein sind für rund ein Viertel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich. Bush war vor knapp zwei Wochen von seinem Wahlversprechen einer Reduzierung des Kohlendioxids abgerückt und hatte damit Besorgnis in Europa ausgelöst. Als Begründung nannte er die Energiekrise des Landes. Über die Umsetzung des Kyoto-Protokolls soll im Juli in Bonn weiter verhandelt werden. EU "besorgt" über möglichen US-Ausstieg aus Klima-Abkommen Mit "großer Sorge" hat die EU-Kommission auf Berichte reagiert, wonach die US-Regierung aus dem Klimaschutz-Protokoll von Kyoto aussteigen will. Die EU sei bereit, über "Einzelheiten und Probleme" des Kyoto-Protokolls zu reden, nicht aber, es ganz fallen zu lassen, sagte EU-Umweltkommissarin Margot Wallström am Mittwoch in Brüssel. Die "Washington Post" hatte berichtet, US-Präsident George W. Bush habe bereits prüfen lassen, auf welche Weise die USA ihre Unterschrift unter das internationale Abkommen zurücknehmen könnten. Das Protokoll aus dem Jahr 1997 schreibt 38 Ländern eine Verringerung der sechs wichtigsten Treibhausgase um durchschnittlich 5,2 Prozent bis zum Jahr 2010 im Vergleich zum Jahr 1990 vor. Es wurde von Bushs Vorgänger Bill Clinton unterzeichnet, vom US-Senat jedoch nicht ratifiziert. Bereits vor Bekanntwerden des Artikels hatte sich Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) "beunruhigt" über die Haltung Washingtons zum Klima-Schutz gezeigt. In einem am Mittwoch vom Bundespresseamt veröffentlichten Interview der "Los Angeles Times" unterstrich der Kanzler, Europa und insbesondere Deutschland hätten ein "elementares Interesse daran, dass Kyoto nicht beiseite geschoben wird". (APA/AP)