Wien - "Österreich wird bilaterale Angelegenheiten nicht mit den EU-Beitrittsverhandlungen junktimieren". Das erklärte Außenministerin Benita Ferrero-Waldner am Donnerstag laut Redetext anlässlich der Eröffnung der ersten "Tschechisch-Österreichische Dialog Konferenz" in der Wiener Diploamtischen Akademie. Bei der Versanstaltung sollen alle offenen rechthistorischen Fragen aufgearbeitet werden. Eingeladen waren neben dem tschechischen Außenminister Jan Kavan namhafte Historiker, Ökonomen und Rechtsexperten, die sich in Arbeitsgruppen mit verschiedenen Aspekten der tschechisch-österreichischen Beziehung auseinandersetzten. Ferrero-Waldner gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das zwischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und seinem tschechischen Amtskollegen Milos Zeman vereinbarte Melker Abkommen zum tschechischen Atomkraftwerk Temelin künftig als Beispiel für eine "gutnachbarschaftliche Problemlösung" dienen werde. Es sei schwierig, sich einen Überblick über die bilateralen Kontakte zwischen Österreich und Tschechien auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene zu verschaffen, da diese so vielfältig und zahlreich seien, erklärte die Außenministerin. Die regionale Kooperation "boome". Dies werde durch den "Access Industrie Park" in Gmünd/Ceske Velenice und das österreichisch-tschechischen Sieben-Jahres-Programm für regionale Kooperation, welches in den Bereichen Telekommunikation, Verkehr, Arbeitsmarkt und Umwelt wirke und von der EU gelobt wurde, veranschaulicht. Tschechien gehöre zu den ersten zehn Handelspartnern Österreichs, so Ferrero-Waldner. "Man kann stolz auf die Entwicklung der Handelsbeziehungen sein". "Hauptprofiteure der EU-Erweiterung" Österreich werde langfristig zu den Hauptprofiteuren der EU-Erweiterung gehören, unterstrich die Außenministerin. "Es war unter der österreichischen EU-Präsidentschaft in der zweiten Hälfte von 1998 als die ersten konkreten Verhandlungen mit den Beitrittskandidaten stattfanden, inklusive der Tschechischen Republik", betonte Ferrero-Waldner. Österreich habe auch eine sehr konstruktive Rolle gespielt, um beim Nizza Gipfel die Erweiterungsfrage zu konkretisieren. Die Außenministerin erwähnte in ihrem Vortrag weiters die dunklen und erfreulichen Seiten der bilateralen Beziehung im Laufe dieses Jahrhunderts. Sie rief die Weltkriege und den Holocaust in Erinnerung, erwähnte jedoch auch die "gemeinsame Zerstörung des Eisernen Vorhangs durch den ehemaligen Außenminister Alois Mock und seinen Amtskollegen Jiri Dienstbier". Ferrero-Waldner unterstrich die jüngsten Bemühungen Österreichs, durch Zwangsarbeiterentschädigungen einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung geleistet zu haben. Österreicher und Tschechen seien heute "Freunde und vielleicht sogar Cousins", sagte Ferrero-Waldner und rief eine tschechische Umfrage vom letzten Sommer in Erinnerung, nach der die Tschechen sich den Österreichern sehr verbunden fühlen würden. (APA)