Wien - Der Wiener FP-Gemeinderatskandidat Peter Schumann hat es sich nun doch anders überlegt: Bei einer Pressekonferenz am Freitag erklärte er, er verzichte auf jedes politische Mandat und werde weder als Unabhängiger noch als FP-Ageordneter in den Wiener Gemeinderat einziehen. Er sei von Anfang an durch Medienberichte "in der Ecke gestanden", sagte Schumann als Begründung für seine wiederholten Rücktritte und Rücktritte von den Rücktritten. Nicht nur seine zynisch gemeinte "Braune Partei"-Aussage sei bewusst missverstanden worden. Auch das Wort "Judenmafia", das er einmal in einem Brief erwähnt habe, sei völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Das Nachrichtenmagazin "Format" hatte vergangene Woche berichtet, Schumann habe versucht, mit finanzieller Hilfe einer Gruppe jüdischer Financiers das Behindertenmagazin "mobil" wiederzubeleben. Seiner Druckerei soll er laut "Format" geschrieben haben: "Die Juden-Mafia hat mir eine a conto Zahlung von 500.000 Schilling für 1. Juli in Aussicht gestellt." "Judenmafia" Für Schumann stellte sich bei der Pressekonferenz die Sache ganz anders dar. Es sei um ein "mobil"-Sonderheft über die Opfer der NS-Klinik "Am Spiegelgrund" gegangen: "Diese Leute kriegen nichts, die sind auch Opfer und leben unter jeder Würde." Er sei von Seiten ehemaliger Spiegelgrund-Insassen gebeten worden, "etwas einmal zu tun gegen die Leute von Muzicant-Seite (Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Anm.), die alles kriegen. Die brauchen nur sagen, das wollen wir, das brauchen wir, die kriegen alles. Also habe ich meiner Druckerei geschrieben, wir machen das so, weil die Leute vom Spiegelgrund wollen einmal gegen die 'Judenmafia' unter Anführungszeichen etwas entgegensetzen. Was ist übrig geblieben: Der Schumann hat gesagt: Judenmafia." Der Wiener FP-Obmann Hilmar Kabas habe bis zum Schluss versucht, ihn zum Annehmen seines Gemeinderatsmandats zu überreden, behauptet Schumann. Das Drängen des FP-Chefs sei auch der Grund für die Rücknahme seines Rücktritts am 18. März gewesen: "Kaum war die Meldung draußen, hat mich Kabas angerufen und gesagt, ich soll jetzt nicht so schnell sein, wer weiß, was sich noch alles tut, lassen Sie doch lieber alles offen. Na, da habe ich gesagt, es ist noch alles offen, weil ich ja der Partei nicht schaden wollte." Erst Donnerstagabend habe er bei einem Gespräch mit Kabas die endgültige Rücktrittsentscheidung getroffen. Er habe keine Möglichkeit gesehen, seine behindertenpolitischen Anliegen durchsetzen zu können. Schumann hatte zuvor verkündet, er werde möglicherweise als "freier" Abgeordneter in den Gemeinderat einziehen. Kandidatur nur wegen Partik-Pable Ausschlag gebend sei für ihn gewesen, dass er erst am Donnerstag erfahren habe, wer im neuen Gemeinderat vertreten sein werde. Er könne niemanden erkennen, der zusammen mit ihm sozial- und behindertenpolitische Anliegen vertreten würde, sagte Schumann. Die FP-Behindertensprecherin Brigitte Schwarz-Klement sei nicht mehr im Gemeinderat vertreten, und mit der Rückkehr der FP-Spitzenkandidatin Helene Partik-Pable in den Nationalrat sei niemand mehr vorhanden, mit dessen Hilfe er seine Anliegen umsetzen könne. Auf Journalisten-Rückfrage meinte Schumann, es wäre wohl besser gewesen, von vornherein auf eine Gemeinderatskandidatur zu verzichten. Er sei nur angetreten, weil Partik-Pable ihn um Hilfe gebeten habe. "Hätte ich gewusst, dass Partik-Pable Wien verlässt, wäre ich gar nicht als Quereinsteiger miteingestiegen", sagte Schumann. Er könne ihre Entscheidung aber verstehen: "Ich glaube, dass sie zu Ende des Wahlkampfs schon fix und fertig war, physisch und psychisch. Sie war angegriffen, sie war wirklich stehend k.o.". Anzeichen, dass Partik-Pable nicht in den Gemeinderat einziehen könnte, habe es schon vor dem Wahltag gegeben. Schumann: "Sie hat das eine oder andere Mal gesagt: Volksanwalt ist eigentlich auch ganz schön." Kritik übte Schumann am Wahlkampf der FPÖ. Es sei auf das Thema "Ausländer" gesetzt worden, Sozialthemen seien in keiner Weise ins Auge gefasst worden. Als Verantwortlichen dafür sieht Schumann unter anderen den Wiener FP-Wahlkampfleiter Heinz-Christian Strache: "Diese Leute sitzen jetzt im Gemeinderat, mit denen soll ich zusammenarbeiten. Das kann ich nicht." Für FPÖ ist Rücktritt fix Für die Wiener FPÖ gilt der Verzicht des umstrittenen FP-Kandidaten Peter Schumann auf einen Einzug in den Wiener Gemeinderat als fix. "Wenn der Herr Schumann das vor einer breiten Öffentlichkeit sagt, dann gehe ich davon aus, dass das so ist", sagte ein Sprecher des FP-Rathausklubs am Freitag. Mit Schumanns Pressekonferenz sei "der klärende Schritt" erfolgt. Der Fünfte der FP-Landesliste werde weder als "wilder Abgeordneter" noch als Mitglied des FPÖ-Klubs in den Gemeinderat einziehen. Ob tatsächlich eine schriftliche Verzichtserklärung Schumanns vorliegt, wurde seitens der Wiener FP nicht bestätigt. "Unkommentiert" blieb auch die Aussage Schumanns, der Wiener FP-Obmann Hilmar Kabas habe ihn als Mandatar halten wollen und sei für Schumanns Rücktritt vom Rücktritt am 18. März verantwortlich. SP-Bures spricht von "Segen für die Wiener" Als "Segen für die Wiener" bezeichnete am Freitag SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures den Schumann-Rücktritt: "Die Wienerinnen und Wiener werden erleichtert sein, dass der freiheitliche Gemeinderatskandidat Schumann, der durch seine Sager von der 'braunen Partei' und von der 'Judenmafia' Bekanntheit erlangte, auf jede politische Funktion verzichtet". Bezeichnend für die FPÖ sei allerdings das "Verwirrspiel" rund um seine Kandidatur und sein Mandat sowie "der Umstand, dass die FPÖ diesen Mann jetzt noch zum Bleiben überreden wollte", so Bures in einer Aussendung. Die Wähler könnten aus dem "absoluten Chaos rund um die Wiener FP-Liste" für die Zukunft nur eine Lehre ziehen: "Die FPÖ-Liste wählen, heißt die Katze im Sack wählen: Denn wo Helene (Partik-Pable, Anm.) drauf steht, kann auch Hump drinnen sein."(APA)