Brüssel - Flächendeckende Impfungen gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) wären für die EU verlorenes Geld, so ein Veterinärexperte der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Denn auch während der Zeit flächendeckender Impfung seien nur Rinder immunisiert worden, während derzeit vor allem Schafe die Krankheit übertragen. Auch gebe es so viele, sich laufend ändernde, Stämme der Krankheit, dass ein Schutz nicht zu garantieren sei. "Alte Form" der Seuche In der Türkei etwa habe man das MKS-Impfprogramm auf drei aktuelle Erreger abgestimmt. Kurz darauf sei eine "alte" Form wieder aufgetreten. Die Krankheit könne daher nur durch ein massives Vernichtungsprogramm ausgerottet werden. Während Europa mit allen Mitteln gegen MKS vorgehe, sei die Krankheit Bauern und Behörden in vielen asiatischen Ländern "gleichgültig". Insbesondere in China würden Krankheitsfälle nicht einmal gemeldet. In Ländern, in denen Kühe ohnehin kaum Milch liefern und von wo keine Exporte geplant werden, stelle MKS kein großes Problem dar. "Die Zeit arbeitet für uns" Der Experte vermied jede Spekulation darüber, wie lange die aktuelle MKS-Seuche in der EU noch dauern könnte. Aber "die Zeit arbeitet für uns", meinte er. Denn inzwischen sei die Bewegung der Tiere eingeschränkt, der Virus sei bekannt. Die Krankheit habe sich ausgebreitet, obwohl binnen 24 Stunden nach dem Bekannt werden alle Tierbewegungen in Großbritannien untersagt wurden, weil sie zunächst Schafe befallen habe. Diese Tiere zeigten aber oft keine klinischen Symptome, das Erkennen der Krankheit dauere daher lange und sei erst erfolgt, als auch Kühe erkrankten. Als wahrscheinlichstes Datum für den Beginn der Seuche hätten Experten den dritten oder vierten Februar errechnet, bekannt wurde sie am 21. Februar. Auch geimpfte Tiere sind Überträger Impfungen würden auch deshalb keinen Erfolg bringen, weil sie nicht garantieren könnten, dass die Krankheit sich nicht mehr ausbreitet. Geimpfte Tiere sowie daraus hergestellt Produkte können Überträger jenes Virus sein, gegen den sie selber immun sind. Wegen dieser Unsicherheit importierten viele Staaten keine Lebendtiere und kein Fleisch aus Ländern, in denen gegen MKS geimpft wird. Sondersituation in UK Im Falle Großbritanniens, wo nun 180.000 Kühe vorsorglich geimpft werden sollen, sei die Lage anders. Denn die Briten können ohnehin keine Rinder exportieren, brauchen die Tiere aber für die Milch- und Kälberproduktion. Beides sei möglich, Kälber würden an sich keine Antikörper in sich tragen. Durch die Impfung müssten die Tiere nicht vernichtet werden, dadurch würden Kapazitäten frei, um MKS bei Schafen und Schweinen zu bekämpfen.(APA)