Nahost-Konflikt
Fatah droht mit Anschlägen in Israel
Israel soll Angriffe auf palästinensische Städte stoppen
Gaza/Jerusalem - Die Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Yasser Arafat hat am Donnerstag erstmals seit
Beginn des Aufstandes mit Anschlägen in Israel gedroht, falls der jüdische Staat seine Angriffe auf palästinensische Städte fortsetze. Zuvor
hatte Arafat Israel vorgeworfen, mit den jüngsten Luftangriffen eine Offensive gegen sein Volk begonnen zu haben. Sie seien der Auftakt
eines von Generalstabschef Shaul Mofas ausgearbeiteten, auf 100 Tage ausgelegten Plans, sagte Arafat in der jordanischen Hauptstadt
Amman. Nach dem Selbstmordattentat eines Palästinensers hatten israelische Kampfhubschrauber am Vortag Ziele in den
Palästinenser-Gebieten beschossen.
Bisher beschränkt sich die Fatah mit ihren Aktionen gegen die Besatzer auf das Westjordanland und den Gaza-Streifen. Anschläge in Israel
selbst wurden nur radikalen Gruppen wie Hamas und Jihad verübt. "Wenn sie (die Israelis) unsere Städte ud Bürger beschießt, dann ist auch
jede Stelle in Israel ein legitimes Ziel unserer Kämpfer und Revolutionäre", sagte der Fatah-Generalsekretär im Gaza-Streifen, Ahmad
Helles. Keine Aggression gegen das palästinensische Volk werde ohne Vergeltung bleiben, sagte er auf einer Kundgebung.
"Signal an Arafat-Wächter"
Arafat hatte zuvor in Ramallah gesagt, die Intifada werde bis zur Gründung eines palästinensischen Staates andauern. Der israelische
Ministerpräsident Ariel Sharon drohte laut der Zeitung "Haaretz" seinerseits, die "Phase der Zurückhaltung" sei vorbei. Außenminister
Shimon Peres sagte, es habe sich bei der jüngsten Militäraktion sei weder eine Bestrafung noch ein Akt der Vergeltung" gewesen. Vielmehr
habe es sich um ein Signal an Arafats Leibwache gehandelt, die in "terroristische Aktivitäten" verstrickt sei, erklärte Peres laut der
israelischen Botschaft in Berlin. "Die Ziele waren sorgsam ausgewählt, um auszuschließen, dass Zivilisten betroffen werden." Im
Militärrundfunk fügte Peres hinzu, Israel habe keinesfalls führende Palästinenser "auslöschen" wollen.
Russland und die USA äußerten sich besorgt über die jüngsten Gewalttaten und forderten die Konfliktparteien zur Mäßigung auf. In einer in
Moskau veröffentlichten Erklärung warnte das russische Außenministerium beide Seiten vor der Anwendung weiterer Gewalt, die zu einem
"Konflikt großen Ausmaßes" führen könnte. US-Präsident George W. Bush forderte beide Seiten zu Zurückhaltung und zur
Wiederaufnahme von Gesprächen auf. Die Palästinenserbehörde müsse öffentlich ihren Verzicht auf Gewalt erklären, die Hintermänner von
Anschlägen festnehmen und in Sicherheitsfragen wieder mit Israel zusammenarbeiten, ließ Bush in Washington erklären. (APA/Reuters)