Wien - Bei der ersten Verhandlungsrunde zwischen SPÖ und Grünen im Wiener Rathaus wurde Donnerstag auch auf höchster Ebene fixiert: Es wird keine rot-grüne Koalition und keinen amtsführenden grünen Stadtrat im Wiener Rathaus geben. Sehr wohl wird aber von Bürgermeister Michael Häupl und dem Grünen Wiener Klubobmann Christoph Chorherr eine konkrete Zusammenarbeit über Projekte angestrebt, wie sie Chorherr bereits in der gestrigen Ausgabe des Standard exklusiv skizziert hatte. Fünf Themenfelder Ende kommender Woche soll eine erste größere Gesprächsrunde zusammen treffen, in der konkrete Projekte für folgende Themenfelder ausverhandelt werden sollen: Umwelt, Verkehr, Bildung, Integration und Demokratie. Dazu sollen laut Chorherr konkrete Bezirksvorhaben besprochen werden - natürlich mit Schwerpunkt auf den 7. Bezirk, in dem künftig die Grünen mit Thomas Blimlinger den Bezirksvorsteher und mit Madeleine Reiser dessen Stellvertreterin stellen. Christoph Chorherr zweifelt laut seinen Angaben nicht daran, dass die Gespräche auch von der SPÖ ernst genommen werden. Er fühlt sich allerdings auch in seiner Entscheidung, nicht als Koalitionspartner zur Verfügung zu stehen, bestätigt. Nicht wegen Häupl, sondern wegen "gewisser Kreise in der SPÖ". Wie etwa dem SP-Gemeinderat Ernst Woller, der in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift News erklärt: "Wie kann jemand aufrechten Ganges in eine Regierung gehen, in der er jederzeit ohne Mühe niedergestimmt werden kann? Ein solcher Mann muss sich doch wie ein Feigenblatt in der Regierung vorkommen." In Richtung ÖVP und Kulturstadtrat Peter Marboe meinte Woller: "Und wenn er sagt, er macht auf der Basis des ÖVP- Programms Kulturpolitik, möchte ich wissen, wie das funktionieren soll, wo wir doch in allen Gremien die Mehrheit haben." Dazu Chorherr: "Das ist ganz genau der Grund, warum wir aus der Regierung draußen bleiben." Aber auch für die nun beginnenden Verhandlungen Häupls mit der ÖVP sind diese Aussagen ausgesprochen kontraproduktiv. Denn der Bürgermeister will heute, Freitagmittag sehr wohl noch über Koalitionsmöglichkeiten mit der ÖVP verhandeln. Dass der Wiener VP-Chef Bernhard Görg angekündigt hatte, er werde die Wiener ÖVP in die Opposition führen, wollte Häupl erst einmal persönlich von ihm hören. "Schmalspurvariante" Sollte Görg bei seinem Nein bleiben, werde man auch hier versuchen, eine "Schmalspurvariante über Projekte" mit der ÖVP auszuarbeiten, heißt es im Umfeld des Bürgermeisters. Umgekehrt: Kommt es zu einer verbindlichen SP-VP-Koalition, dürfte das Grüne Interesse, ein rot- grünes Projekt über konkrete Vorhaben zu fixieren, abrupt abkühlen. Und von der Koalitionsfrage hängt auch ab, wie der Stadtsenat seitens der SPÖ besetzt werden wird. Bei einer SPÖ- Alleinregierung könnte immer noch Peter Marboe auf einem Stadtratsposten der SPÖ einziehen. In der Variante ohne Marboe verdichten sich die Gerüchte um den Kunst-Sektionschef Andreas Mailath- Pokorny und den Kunsthalle- Chef Gerald Matt als mögliche Kulturstadträte. Wird Görg nicht mehr Planungsstadtrat, ist der SP-Gemeinderat Rudolf Schicker im Gespräch - oder aber dieses Ressort wird einem anderen zugeordnet. Etwa zur Frauen- und Integrationsstadträtin Renate Brauner. Als fix gilt in der Gerüchteküche, dass Umweltstadtrat Fritz Svihalek abgelöst wird - hier ist nach wie vor die SP- Nationalratsabgeordnete Ulli Sima im Gespräch, die bis jetzt selbst allerdings standhaft abwehrt. Die Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann dürfte auch im neuen Stadtsenat wieder vertreten sein. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2001)