Das erste Zusammentreffen von Präsident George W. Bush und dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder am Donnerstag stand von vornherein unter einem schlechten Stern: Die Bush-Regierung hatte am Tag vor Schröders Eintreffen in Washington klar gemacht, dass die USA das Klimaschutzabkommen von Kioto nicht unterzeichnen würden. Schröder wollte Bush in seinen Gesprächen die Besorgnis der EU unterbreiten und noch einmal die dringende Bitte äußern, die USA mögen sich am Kioto-Protokoll beteiligen.

Das Kioto-Protokoll von 1997 sieht vor, den Kohlendioxidausschuss bis zum Jahr 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent zu verringern. Clinton hatte zwar 1998 das Abkommen unterzeichnet, es jedoch nicht zur Ratifizierung an den Kongress geschickt, weil er sich sicher war, dass es dort scheitern würde.

Für Kritiker der Bush-Regierung ist diese Entscheidung ein weiteres Zeichen dafür, dass Bush auch in Kauf nimmt, US-Alliierte vor den Kopf zu stoßen, wenn er nur der Großindustrie - die große Summen für seinen Wahlkampf gespendet hatte - einen Gefallen tun kann.

Obwohl das Protokoll auch ohne die USA ratifiziert werden kann, wenn sich Japan, Russland und Europa einigen, scheint es wenig Sinn zu ergeben, da die USA weltweit die größten Produzenten von Treibhausgasen sind. Schröder erklärte in einem Interview in der Los Angeles Times , die USA - mit dem größten Energieverbrauch der Welt - müssten auch Mitverantwortung für das Weltklima übernehmen. Trotz der Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und Deutschland beruhten die Beziehungen zwischen den beiden Staaten aber "auf dem Fundament einer festen Freundschaft". Schröder wollte mit Bush über die Entschädigungen für Zwangsarbeiter unter dem Nazi-Regime sprechen. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 30.3.2001)