Bregenz - Primavera am Bodensee! Darüber freuen sind nicht nur sommerhungrige Enten und Schwäne. Doch liegt es nicht alleine am meerartigen Klima, das Tanz-und Musikbegeisterte seit 15 Jahren zum "Bregenzer Frühling" in das Festspielhaus pendeln lässt. Dorthin gelockt wird man mit Hochkarätigem und Spektakulärem. Das trifft auch auf das Festival-Jubiläumsjahr 2001 voll zu, das bis 18. Mai sämtliche österreichische Erstaufführungen verbuchen kann. Geboten werden vor allem neueste Trends der aktuellen internationalen Tanzszene. Der Auftakt am Freitag gibt sich mit der Random Dance Company aus London ganz futuristisch: Choreograph Wayne McGregor hat mit Aeon ein barockes Fest im Cyberspace, eine Multimediaaufführung für Tänzer und ihre virtuellen Partner inszeniert und damit schon international größte Aufmerksamkeit erregt. Der einzige musikalische Festivalbeitrag ist dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Sir Roger Norrington mit Johann Sebastian Bachs Matthäus Passion am 5. April vorbehalten. Zu den Favoriten der modernen Tanzszene gehören zweifelsohne Ohad Naharin und die von ihm geleitete Batsheva Dance Company aus Tel Aviv, die sich mit Naharins Deca Dance (19. und 20. April), einem Konglomerat fünfzehnjährigen Tanzschaffens, aufreizend zur Schau stellt. Neoklassik paart sich mit zeitgenössischem Bewegungsverständnis in den bahnbrechenden Choreographien von William Forsythe und seiner Jungkollegen Martino Müller und Jacopo Godani, die vom Göteborg Ballett (27. und 28. April) interpretiert werden. Archetypische Bilder, bizarre Traumlandschaften, Sinnesräusche setzt Juan Carlos Garcia mit Lanònima Imperial Dansa aus Barcelona wohl wie immer perfekt in Szene. Schon die Titel der Stücke klingen viel versprechend: Liturgie des Traums und des Feuers (4. Mai) und Körper aus Schatten und Licht (5. Mai). Und zum Finale bringt das Aktionstheater Ensemble Andreas Staudingers Giordano B., Ketzer (17. und 18. Mai) in der Regie von Martin Gruber zur Uraufführung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 3. 2001)