Sie hatte einen Traum, und der ging in Erfüllung", meint ihr Anwalt. Birgit Bogusch ist Modeschöpferin, sie schöpft jetzt in Paris. Und dort darf sie auch wieder Hoffnung schöpfen, von ihren 13 Millionen Schilling Schulden herunterzukommen. Seit Jänner zahlt sie den Banken monatlich 7500 Schilling zurück. In 300 Jahren ist sie schuldenfrei. "Sie ist eine Künstlerin", bemerkt der Verteidiger mit jener (taktisch klug gespielten) Süffisanz, mit der sich die Erdigen bei den Abgehobenen für die kreativen Defizite revanchieren. - "Sie kann wunderbar designen, aber mit Zahlen kann sie nicht umgehen. Und will sie nicht umgehen." Und muss sie auch nicht mehr umgehen. "Ich verspreche, ich werde nie wieder Geschäfte machen", sagt sie. An ihre Modedesign-Firma erinnern ohnehin nur noch die Gläubiger. Immer höhere Schulden statt Konkurs anmelden Mit 21 machte sie sich selbstständig. Sie fertigte ihre Kollektionen. "Um das Wirtschaftliche kümmerte sich mein damaliger Freund", sagt sie. Das Wort "damalig" verrät, dass er sich nicht lang darum kümmerte. Danach war ein Steuerberater im Einsatz. Aber der musste eingespart werden. - Gab es eben keine Bilanzen mehr. Erhebend war ihr Anblick ohnehin nicht. 1996, im fünften Jahr, war hoffnungslos kein Geld mehr da. "Es war aber nie so, dass ich mich zahlungsunfähig gefühlt habe", sagt die Designerin. Die junge Staatsanwältin, die in ihrem modisch strengen Talar das Gegenteil jener Sorglosigkeit verkörpert, wegen der sich Bogusch hier verantworten muss, wundert sich, dass die Modeschöpferin nicht müde wurde, sich in immer höhere Schulden zu stürzen, statt den Konkurs anzumelden. "Wenn man in dieser Branche den Durchbruch schafft, kann man das alles zurückzahlen", sagt Bogusch. "Aber irgendwann war doch klar, dass der Durchbruch nicht kommt", entgegnet die Klägerin. - So etwas ist nie klar. "Atil Kotoglu ist dreimal in Konkurs gegangen", weiß der Verteidiger. Birgit Bogusch wird wegen ihrer Fahrlässigkeit zu drei Monaten bedingt verurteilt. "Sie sind keine Schwerverbrecherin", tröstet sie der Richter. "Aber es ist besser für Sie, wenn Sie beim Design bleiben." (Daniel Glattauer/ DER STANDARD Print-Ausgabe 30. März 2001)