Rom - Ein Gericht von Venedig hat heute, Donnerstag, die beiden Hauptangeklagten für den Brand des Opernhauses der Lagunenstadt La Fenice vor fünf Jahren schuldig gesprochen. Enrico Carella, Chef einer Elektrofirma, wurde zu sieben Jahren Haft, sein Vetter Massimiliano Marchetti zu sechs Jahren verurteilt. Alle anderen Angeklagten, darunter der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari, wurden freigesprochen. Ihm war Fahrlässigkeit in Sachen Brandschutz vorgeworfen worden. Elektriker hoch verschuldet Die beiden Elektriker, deren Firma hoch verschuldet war, waren bei den Arbeiten in Verzug geraten und haben deswegen laut den Richtern ein kleines, begrenztes Feuer legen wollen, um den Termin der Fertigstellung hinauszuzögern. Der Brand sei dann außer Kontrolle geraten. Die Kanäle um das Theater waren in jenen Tagen ausgetrocknet, da sie gereinigt werden sollten. So konnte die Feuerwehr nicht zu den Flammen vordringen. Bis auf die Fassade blieb von dem berühmten Theater nichts mehr übrig. Neue Probleme in dem Wiederaufbau Die Justiz hat die Verantwortlichen des Brandes im Opernhaus La Fenice verurteilt, doch der Wiederaufbau des vor fünf Jahren abgebrannten Theaters ist wieder ins Stocken geraten. Der Verwaltungsrat von Venedig hat den beteiligten Firmen unter Führung einer Tochter der Frankfurter Philipp Holzmann AG den Bauzuschlag entzogen. Ursache seien Streitereien um die Baukosten sowie um den Termin der Wiedereröffnung gewesen. Jetzt soll es eine neue Ausschreibung geben. Der Bürgermeister von Venedig, Paolo Costa, der für den Neuaufbau des Opernhauses verantwortlich ist, hatte ein Verfahren zur Auflösung des Bauauftrags eingeleitet, das ein Konsortium unter der Führung Holzmanns gewonnen hatte. Laut Costa habe das Konsortium enorme Verspätung bei den Bauarbeiten verursacht, die die Gemeinde zur Auflösung des Vertrags gezwungen hatte. Die Firma hat nun zehn Tage Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Rekonstruktion Zu erwarten ist ein Rechtsstreit um die Auflösung des Vertrags. Die Gefahr ist, dass noch mehrere Monate vergehen könnten, ehe die Bauarbeiten fortgesetzt werden. Die Rekonstruktion des Opernhauses gestaltet sich nicht zuletzt auf Grund der räumlichen Enge des Altstadtviertels schwierig. Das Baumaterial wird, verpackt in kleine Pakete, über ein 150 Meter langes Röhrensystem zum Gebäude transportiert. Umgerechnet rund 770 Millionen Schilling (56 Millionen Euro) wird der Wiederaufbau des Theaters kosten, das dann über die modernste Bühnenmaschinerie der Welt verfügen soll. Rechtsstreit Die Bauarbeiten waren bereits 1998 über ein Jahr lang wegen eines Rechtsstreits zwischen dem deutschen Baukonzern und der italienischen Firma Impregilo eingestellt worden. Nach der Ausschreibung war der Auftrag 1997 zunächst an die italienische Firma vergeben worden. Danach hatte der deutsche Konzern Einspruch dagegen erhoben. Dem war stattgegeben worden und Holzmann erhielt im Juli 1998 den Auftrag, wogegen dann wiederum Impregilo Einspruch erhob.(APA)