Leoben - Warum die altägyptische Kultur immer noch eine derart große Faszination ausübt, darauf wissen selbst Archäologen keine rechte Antwort. Eleni Vassilika, Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim, hat zumindest eine Erklärung parat: Die Menschen fänden die Kunst einfach schön, ansprechend und ausdrucksstark. Die Schönheit steht auch im Mittelpunkt der vorwiegend mit kostbaren Objekten aus der Hildesheimer Sammlung bestückten Ausstellung "Im Reich der Pharaonen. Auf der Suche nach Schönheit und Vollkommenheit", die Freitag in der Leobener Kunsthalle eröffnet wird und bis 4. November zugänglich ist. Ganz in dunkelgrau gehalten ist der Raum, in dem das Kapitel "Schönheit für die Ewigkeit" behandelt wird. Dort soll der Besucher über die ägyptischen Jenseitsvorstellungen, über den Totenkult, über Grabarchitektur, Mumifizierung der Leichname und über Grabbeigaben aufgeklärt werden. Ein nächster Raum ist dem Thema Schönheitspflege gewidmet, die im täglichen Leben der Ägypter eine wichtige Rolle spielte. Eine Besonderheit der altägyptischen Körperkultur war das Tragen von Perücken, die aus menschlichem Kopfhaar angefertigt wurden. Moderne Untersuchungen haben übrigens gezeigt, dass sich Nissen (Läuseeier) in natürlichem Kopfhaar festsetzen, das abgestorbene Perückenhaar aber meiden. Wunderschöne Schmuckstücke, Halsketten, Ohrringe, Ringe, Armreifen, aber auch Salbtiegel, Spiegel und Kämme berichten von der "Faszination der schönen Dinge". Eine nachgebildete Grabkammer zählt zu den Höhepunkten der Schau, zu der das Kunsthistorische Museum in Wien wertvolle Kunstobjekte beisteuerte. Wie groß und schön Kleopatra wirklich war, bleibt freilich offen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 3. 2001)