Peking/Taipeh - Mit großem Misstrauen und Argwohn verfolgt die Regierung in Peking den am Samstag beginnenden
Besuch des Dalai Lama in Taiwan. Damit wollten sich beide in ihren "antichinesischen Zielen" bestärken, schrieb am Freitag das Zentralorgan
der Kommunistischen Partei Chinas, "Renmin Ribao" (Volkszeitung). Das Exil-Oberhaupt Tibets war bereits 1997 in Taiwan gewesen. Jetzt
folgt der Friedensnobelpreisträger einer Einladung des taiwanesischen Präsidenten Chen Shui-bian. Viele Einwohner der Insel sind
Buddhisten.
Beim ersten Taiwan-Besuch des Dalai Lama hatte Peking gegen einen "Kreuzzug von verräterischen tibetischen und taiwanesischen
Separatistenkräften" protestiert, der das Ziel verfolge, "das Vaterland zu spalten". Ebenso wie Peking sieht Taipeh in Tibet einen
unveräußerlichen Bestandteil Chinas. Die Pekinger Presse hatte darauf hingewiesen, dass auch der ehemalige chinesische nationalistische
Diktator Tschiang Kai-schek (Jiang Jieshi), der sich 1949 nach der Niederlage gegen die Kommunisten im Bürgerkrieg mit seiner Regierung
auf die Insel Taiwan zurückgezogen hatte, den Dalai Lama einst als "Vaterlandsverräter" bezeichnet hatte. (APA)