Kunst
Michael Kienzer erhält Grazer Kunstpreis
Die Auszeichnung ist mit 200.000 Schilling dotiert
Graz - Der Bildhauer und Grafiker Michael Kienzer bekommt den Kunstpreis der Landeshauptstadt Graz überreicht.
Mit der mit 200.000 Schilling dotierten Auszeichnung wird das bisherige Werk des aus Steyr gebürtigen Künstlers, der seit
Mitte der 80er Jahre tätig ist, gewürdigt. Kienzer gehört zu jener Gruppe junger Plastiker, die mit dem Einsatz innovativer Methoden und
Materialien den traditionellen Begriff von Skulptur in Frage stellen. In Graz sind die Arbeiten des 39-jährigen Künstlers an mehreren Stellen
im öffentlichen Raum zu sehen.
Kienzer wurde 1962 in Steyr geboren, übersiedelte aber bereits 1970 nach Graz und lebt derzeit in Wien. Von 1977-79 studierte er in der
vom Wotruba-Schüler Josef Pillhofer geleiteten Bildhauer-Klasse an der Grazer Kunstgewerbeschule. Von 1979 bis 1982 hielt sich Kienzer
in Berlin auf, wo er u.a. im Kunst- und Kulturzentrum Kreuzberg tätig war. Im Anschluss ging er nach Wien, um sein Studium an der
Hochschule für angewandte Kunst bei Bruno Gironcoli fortzuführen.
Mitte der 80er Jahre arbeitete Kienzer mit Drahtgerüsten, die er mit Gips, Polyester, Eisen, Beton und ähnlichen Materialien zu organisch
anmutenden Objekten veränderte und dann zusätzlich bemalte. Die Galerie Peter Pakesch widmete ihm 1985 die erste Einzelausstellung. In
den folgenden Jahren wurde der Gebrauch von Teppichen und massiven Stricken und Metalldrähten, die er zu überdimensionalen Rollen,
Knäueln und "Nestern" zusammenrollte, typisch für das Schaffen des Künstlers.
Um 1990 wurde Glas zum Hauptelement in Kienzers plastischer Arbeit. So entstanden aus aneinander geklebten Scheiben plastische Objekte
in Form von lichtdurchlässigen Quadern und Stelen. Das an sich körperlos anmutende Material bekommt so eine räumlich spürbare
Dimension. Das Silikon, das die Glasplatten zusammenhält, gibt den Arbeiten einen zusätzlichen grafischen Charakter.
In Graz sind die Arbeiten an drei Orten im öffentlichen Raum zu sehen: Im Grazer ORF-Park befindet sich das so genannte "Nest", eine
Arbeit aus massiven Metallseilen. Im Grazer Stadtmuseum stößt man auf eine in den Boden versenkte Glasarbeit Kienzers. In der Kapelle
des Grazer Priesterseminars befinden sich schließlich die aus dem Jahr 1994 stammenden Glasfenster, die von Kienzer als Gegenstück zu den
Glasfenstern des steirischen Künstlers Rudolf Szyszkowitz konzipiert wurden. (APA)