Moskau - Nach 25 Jahren Arbeit ist am Freitag das letzte aus Sowjet-Zeiten stammende Mammutbauprojekt abgeschlossen worden. Konstrukteure durchbrachen einen Felsblock im Südosten Sibiriens und vollendeten damit Russlands längsten Eisenbahn-Tunnel. Der Seweromuisk-Tunnel nahe des Baikal-Sees ist 15,3 Kilometer lang. Ende des Jahres soll er für den Eisenbahnverkehr freigegeben werden. Sowjetische Propaganda hatte den Tunnelbau stets als heroischen Kampf von Pionieren gegen den Dauerfrost in der Taiga gefeiert. Chronik 1977 begann die Sowjetunion mit dem Bau des Tunnels. Ziel war damals, den Bahnverkehr auf der als BAM bekannten Baikal-Amur-Strecke zu verbessern. Die neue Verbindung zu den russischen Häfen am Pazifik ist 200 Kilometer kürzer als der Weg, den die Transsibirische Eisenbahn nimmt. Durch den Tunnelbau können die Züge mehr Fracht transportieren als dies auf der bisher über eine Brücke führenden Strecke möglich war. Die Sowjets sahen den Bau als ersten Schritt für einen Aufschwung in der Nutzung der sibirischen Naturressourcen an. Minen wurden geplant, um Bodenschätze abbauen zu können. Doch weil das Geld fehlte, wurden die Pläne nie umgesetzt. 1991 ließ die Regierung das Minen-Projekt fallen. Mammutprojekt Der Tunnelbau ist das letzte und ehrgeizigste einer Reihe von industriellen Bauvorhaben der Sowjetregierung, die gewaltige Geldsummen verschlangen und bei der zahllose billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Russischen Medienberichten zufolge gruben rund 10.000 Arbeiter für das Bauprojekt durch ständig gefrorenen Boden und pumpten einen unterirdischen See mit 20 Millionen Kubikmeter Wasser aus. Viele der an dem Bau beteiligten Arbeiter leben noch heute in den Holzbarracken, die zu Baubeginn eilig errichtet worden waren. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Interfax versprach der Gouverneur der Region Burjatia, Leonid Potapow, am Freitag den Tunnelgräbern als Anerkennung für die geleistete Arbeit feste Wohnungen ... (APA/AP)