Washington/Wien - Durch die Medien gegangen ist die Meldung schon im Frühjahr 2000, jetzt ist sie durch die Ergebnisse der US-Volkszählung von 2000 auch offiziell bestätigt worden: Im Bundesstaat Kalifornien bilden die "Weißen" erstmals nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit. Den Ergebnissen des Zensus zufolge, die am Donnerstag von den Volkszählern an den kalifornischen Gouverneur Gray Davis und das lokale Parlament in Sacramento überreicht wurden, sind von den knapp 34 Millionen Kaliforniern nur noch weniger als die Hälfte, nämlich annähernd 16 Millionen "Weiße" - oder, um den Begriff exakter zu fassen: nicht hispanische Weiße. Exaktheit ist wichtig: Die Auswertung der Volkszählungsergebnisse nach ethnischen Gesichtspunkten ist nämlich eine recht vertrackte Angelegenheit, weil die Amerikaner diesmal die Möglichkeit hatten, sich als zwei oder gleich mehreren "Rassen" zugehörig zu definieren. Etwas mehr als 1,6 Millionen Kalifornier machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und reihten sich zum Beispiel unter die 247.396 Menschen ein, die sich sowohl der "weißen" als auch der "asiatischen Rasse" zugehörig fühlen, oder unter die 4257, die sich sowohl als "Black American" als auch als"Native Hawaiian" fühlen. Insgesamt resultierte diese Kombinatorik in nicht weniger als 57 Untergruppierungen. Rassenbegriff "mit Hand und Fuß" ... Zusätzlich verkompliziert wird die Sache dadurch, dass noch eine weitere Gliederungsebene mit im Spiel ist: die der "Hispanics" (oder "Latinos"), die eine von der "Rasse" unabhängige demographische Kategorie sui generis darstellen. Anders formuliert: Als Hispanic (sie machen mit fast 11 Millionen etwa ein Drittel der Kalifornier aus) kann man jeder beliebigen "Rasse" angehören. Dies führt dazu, dass sich zwar knapp über 20 Millionen der 34 Kalifornier als "weiß" bezeichnen, zieht man aber die etwa vier Millionen hispanischen Weißen davon ab, so kommt man zum erwähnten Befund, dass die (nicht hispanischen) Weißen mit 16 Millionen erstmals Bevölkerungsminderheit sind. Die demoskopischen Umwälzungen im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat - noch vor zehn Jahren machten nicht hispanische Weiße drei Viertel der Kalifornier aus - werden politisch massive Folgen haben, nicht nur in der parlamentarischen Repräsentation. So mussten etwa die Republikaner schmerzlich lernen, dass sie sich mit dem Vorschlag einer drastischen Einwanderungsbeschränkung ("Proposition 187") die Gunst vieler Latino-Wähler dramatisch verscherzt haben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 3. / 1. 4. 2001)