Wien - Die schwere Niederlage der FPÖ bei den Wiener Wahlen mache Haider immer orientierungsloser, meinte Samstag nachmittag die Grüne stellvertretende Klubobfrau Madeleine Petrovic. Vor wenigen Tagen habe er noch über seine Partei getobt, heute im "Mittagsjournal" aber offenbar wieder "Kreide geschluckt". Bei aller Orientierungslosigkeit bleibe Haider aber einem Element treu: Den antisemitischen Aussagen gegenüber dem Präsidenten der israelitischen Kulturgemeinde, Ariel Muzicant. "Wenn gerade Haider, der Österreichs Image durch seine antisemitischen Aussagen und sein ungeklärtes Verhältnis zum Nationalsozialismus bisher enorm geschadet hat, von einem 'Versagen als österreichischer Patriot' spricht, dann richtet sich das von selbst", so Petrovic. Grüne sprechen von "tiefster Krise" der Freiheitlichen Von der "tiefsten Krise" der FPÖ sprechen die Grünen. Am Rande der Bundestagung zum neuen Parteiprogramm der Grünen erklärte Bundessprecher Alexander Van der Bellen im Gespräch mit der APA, in der FPÖ habe der "Kampf jeder gegen jeden" begonnen. Sozialsprecher Karl Öllinger wiederum meinte, die Freiheitlichen seien "orientierungs- und ratlos". Und Gesundheitssprecher Kurt Grünewald erklärte, es stelle sich die Frage, ob Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider mehr Gewicht bekommen werde oder nicht. Wenn nicht, seien weitere "Amokläufe" aus dem Süden zu befürchten. Van der Bellen sprach von gegenseitigen Schuldzuweisungen innerhalb der FPÖ nach der Wahlschlappe in Wien. "Haider sagt, die Regierung ist schuld an der schweren Niederlage, andere sagen, hätte Haider sich nicht so aufgeführt. Haider gibt Finanzminister Karl-Heinz Grasser die Schuld, und Grasser sagt nicht zu Unrecht, Haider hat ja von allem gewusst". Jedenfalls sei "der Lack ab von der Wahllokomotive Haider". Ob die FPÖ die Kraft habe, sich neu zu definieren, könne man aber derzeit nicht sagen. Öllinger sieht keine Auswirkungen der FPÖ-Krise auf die Koalition. "Ich glaube nicht, dass sich am Regierungskurs der Freiheitlichen etwas Substanzielles ändern wird. Die FPÖ weiß, dass sie von dieser Koalition abhängig ist. Aber insgesamt schlingert die Koalition schon dahin". (APA)