Wien - Die FPÖ-Spitze tritt am Samstag, am späten Nachmittag, zu einer Aussprache zusammen. Das Treffen findet in Kärnten, in einem Hotel am Faaker-See, statt. Anlass dürfte die Kritik des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider an der Bundesregierung sein. Haider forderte Konsequenzen aus der Niederlage bei der Wiener Wahl und Rücksicht auf die FPÖ-Wähler. Im Radio-"Mittagsjournal" am Samstag nannte er seine Kritik einen "berechtigten Aufschrei". Die FPÖ habe nachzudenken, ob sie sich auf dem richtigen Weg befinde. Sollten keine Konsequenzen erfolgen, will sich Haider ganz nach Kärnten zurückziehen. Zu der Aussprache erwartet werden - neben Haider - Bundesparteiobfrau und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die Minister Karl-Heinz Grasser, Herbert Haupt und Herbert Scheibner, Staatssekretär Reinhart Waneck, Klubobmann Peter Westenthaler und der stellvertretende Bundesparteiobmann Hubert Gorbach. Breiten Raum nimmt das Thema FPÖ auch in den Magazinen ein. Im neuen "profil" sagt etwa Riess-Passer zu den Aussagen Haiders, sein Regierungsteam zeige zu wenig "Herz": "Man muss auch Jörg Haider verstehen. Es ist für uns alle eine schwierige Situation gewesen, und da sagt man Dinge auch aus der Emotion heraus." Kritik am Budgetziel der Regierung übte - ebenfalls im "profil" - der Salzburger FPÖ-Chef Karl Schnell. Er meinte, "an der Parteispitze herrscht der Todestrieb der Lemminge. Einsparungen etwa durch die so genannte soziale Treffsicherheit sind blödsinnig und müssen zu Wählerverlusten führen." Westenthaler: "Heckenschützen werden Probleme bekommen" FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler warnte im "Format": "Was da einige Herrschaften von uns permanent versuchen, hat ja nichts mit der Regierungspolitik zu tun. Das ist ein Reiben an Personen." Er, Westenthaler, könne nur "alle in der FPÖ warnen, es nicht zu weit zu treiben mit der Geduld der Parteichefin. Sie rackert sich täglich ab und hat diese Kritik am allerwenigsten verdient. Die einzelnen Heckenschützen werden Probleme bekommen. Da wird sich die Partei wehren." Deftig fiel der Kommentar des niederösterreichischen Landesrates und Ex-FPÖ-Klubobmannes Ewald Stadler in den Magazinen "profil" und "Format" aus: Die FPÖ habe zwölf Monate lang mit sozialer Treffsicherheit Gruppen getroffen, die zu ihren Kernwählern gehörten, die Partei erinnere fatal an eine Uralt-Partei. Haider "immer orientierungsloser" sieht die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic. "Die Rolle des Robin Hood nehmen ihm die Wähler nicht mehr ab, da hinter dieser Maske mit jedem Tag deutlicher der Sheriff von Nottingham erkennbar ist", so Petrovic. Die Kärntner SPÖ forderte Haider auf, die "Verhöhnung der Bevölkerung" zu beenden. SP-Landesgeschäftsführer Herbert Würschl meinte in einer Aussendung, wenn Haider tatsächlich eingesehen habe, dass die Bundesregierung eine "unsoziale und ungerechte" Politik mache, solle er diese Koalition beenden. Angesichts der "lächerlichen Inszenierung des blauen Wahlverlierers" gebe es nur zwei Schlussfolgerungen: "Entweder ist Haider unfähig, da er den sozialen Sprengstoff der Koalitionspolitik nicht vorher erkannte, oder er sagt der Bevölkerung absichtlich die Unwahrheit. Beides disqualifiziert ihn als Politiker." (APA)