Kosovo
Zwei frühere UCK-Mitglieder zu 20 Jahren Haft verurteilt
Dem Bruderpaar werden Massenhinrichtungen und Vergewaltigungen zur Last gelegt
Nis - Wegen "Terrorismus", Massenhinrichtungen und Vergewaltigungen an serbischen ZivilistInnen im Kosovo sind zwei Kosovo-Albaner zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein serbisches Gericht sprach die früheren Mitglieder der inzwischen verbotenen "Kosovo-Befreiungsarmee" UCK am Mittwoch schuldig, im Juli 1998 an der Entführung von 42 Serben in das Dorf Klecka sowie deren Folter und Exekution beteiligt gewesen zu sein. Die Fakten bewiesen eindeutig, dass in Klecka Kriegsverbrechen begangen worden seien, sagte Richter Milimir Lukic bei der Urteilsverkündung. Das Massaker von Klecka gilt als eines der schrecklichsten Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung im Kosovo. Der Prozess hatte im April vergangenen Jahres begonnen und war dreimal unterbrochen worden.
Die Brüder Luan und Bekim Mazreku waren im August 1998 kurz nach der Entdeckung eines Massengrabes in Klecka rund 30 Kilometer südlich von Pristina festgenommen worden. In dem Grab befanden sich die verbrannten Überreste von 22 serbischen Zivilisten. Während ihrer Vernehmungen hatten die Brüder angegeben, einer UCK-Gruppe angehört zu haben, die insgesamt zehn Menschen umgebracht habe, unter ihnen zwei Kinder und drei Frauen. Eskortiert von der serbischen Polizei zeigte Bekim Mazreku wenig später einer Gruppe westlicher Journalisten den Ort der Hinrichtungen. Er erklärte damals, die Leichen seien nach der Exekution verbrannt und in das Grab geworfen worden.
Keine Überlebenden
Nach Angaben des Richters Lukic stützt sich das Urteil auf einen Kronzeugen, der die Aussagen der Brüder Mazreku bestätigte. Für den schrecklichsten Teil der Tragödie, die Massenhinrichtungen, gebe es allerdings keine Zeugen. "Es wird sie auch nie geben, weil niemand überlebt hat", fügte der Richter hinzu. Der Anwalt der Angeklagten kündigte Berufung gegen das Urteil an. Luan Mazreku forderte nach der Urteilsverkündung einen Prozess vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag. Er hatte bereits mehrfach betont, er wolle sich dem UNO-Gericht stellen.
Insgesamt waren nach dem Ende des Kosovo-Kriegs im Juni 1998 über 2000 albanische Häftlinge aus Kosovo in serbische Gefängnisse verlegt worden. Etwa 1.500 von ihnen wurden seither wieder freigelassen. (APA/AP)