Wien - "Probleme bei der Übernahme von Unternehmen gibt es immer dann, wenn der Käufer glaubt, ein spezielles Schnäppchen vor sich zu haben und deshalb überhastet kauft." Auch wenn solche Schnäppchen "passieren können", rät Gerhard Ehringer, bei der Investkredit Bank für den Bereich Corporate Finance verantwortlich, im Gespräch mit dem Standard zu mehr Gelassenheit und systematischer Analyse bei geplanten Akquisitionen. Viele Käufer müssten hohes Lehrgeld zahlen, weil ihnen schon bei der Suche und Auswahl des geeigneten Kaufobjektes entscheidende Fehler unterlaufen würden. "Ein Unternehmenskauf kann ein Quantensprung in der Wachstumsstrategie sein, stellt die betroffenen Firmen aber natürlich vor neue Herausforderungen", sagt Ehringer. Problemfelder beim Unternehmenskauf gebe es vor allem dann, wenn die verschiedenen Strategien und Kulturen der Unternehmen nicht synchronisiert seien. Auch der Ressourcen- und Finanzmittelbedarf werde oft unterschätzt. Zunächst müsse man sich daher über die Finanzierungsform der Akquisition klar werden. Vor allem bei Übernahmen von etwa gleich großen Konkurrenten, durch die die Marktführerschaft erreicht wird, reiche das Eigenkapital oder die herkömmliche Kreditfinanzierung oft nicht aus. Daher müsse man vermehrt auf Risikokapital zurückgreifen. Targetliste erstellen Durch gut vorbereitete Akquisitionen seien strategische Ziele schneller erreichbar und Synergiepotenziale schneller nutzbar als durch internes Wachstum. Markteintrittsbarrieren könnten durch Unternehmenszukäufe relativ problemlos überwunden werden. "Gut vorbereitet ist eine Akquisition dann, wenn man eine Targetliste erstellt, die ein genaues Anforderungsprofil an die Objekte der Begierde enthält", sagt Ehringer. Diese Anforderungen können bestimmte Unternehmenskennzahlen wie Umsätze oder Mitarbeiter ebenso beinhalten wie die Voraussetzung, nur auf bestimmten lokalen Märkten tätig zu sein. Das Profil soll zeigen, welche eigenen Defizite durch einen Zukauf wettzumachen sind. (Robert Zwickelsdorfer, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24. 4 . 2001)