Die Aussage bezieht sich auf den Verdacht, dass die von Pasqua 1999 gegründete Partei Rassemblement pour la France (RPF) ihren letzten Europawahlkampf mit Geldern aus illegalen Waffenverkäufen in Angola finanzierte. Die in Frankreich unter dem Namen "Angolagate" bekannte Affäre betraf bisher vor allem Jean-Christophe Mitterrand, den Sohn des früheren Staatspräsidenten. Dieser gilt als Exponent der berüchtigten "Fran¸cafrique", eines Kreises französischer Kolonialnostalgiker, die in einzelnen Staaten Schwarzafrikas nach wie vor die Fäden ziehen. Federführend tätig sind prominente Gaullisten, so die "réseaux Pasqua" (Pasqua-Netze).
Pasqua weist alle Anschuldigungen zurück. Sein früherer Partner und RPF-Mitgründer Philippe de Villiers hatte der Partei allerdings schon vor Jahresfrist den Rücken gekehrt, weil ihmzufolge bei der Finanzierung des Eurowahlkampfes nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Bei diesem Wahlkampf erzielte die neue Formation von Pasqua und de Villiers auf Anhieb 13 Prozent der Stimmen - mehr als das gaullistische Rassemblement pour la République (RPR) von Staatspräsident Jacques Chirac, von dem sich Pasqua abgespalten hat.
Rechte Flanke offen
Pasquas RPF steht nun vor dem Zusammenbruch. Der Exinnenminister will zwar weiterhin bei den Präsidentschaftswahlen 2002 kandidieren, hat aber zweifellos keine Chancen mehr, ein zweistelliges Resultat zu erzielen. In Chiracs RPR verhehlt man die Befriedigung kaum. Bei genauerer Betrachtung fragt sich jedoch, ob Pasquas Niedergang dem Bürgerblock bei den nächsten Präsidentschafts-und Parlamentswahlen wirklich nützen wird. Denn der gaullistische Spaltpilz Pasqua sicherte die klassische Rechte bisher gut gegen rechts außen ab, wie sich auch bei den Kommunalwahlen im März in jenen Wahlkreisen zeigte, wo Pasquas Kandidaten antraten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 25.4.2001)