Kathryn Hall

Weltweit surfen heutzutage siebzehn Millionen Kinder im Web und setzen sich dabei der dunklen Seite des Internet aus: Pädophilen und Kinderpornografen, die nach ihren nächsten Opfern suchen. In Österreich wurden vor kurzem fünf Menschen verhaftet, weil sie mit illegaler Kinderpornografie über das Internet gehandelt haben.

In Deutschland wurde ein Berliner Arzt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er über 9000 pornografische Fotos von Kindern über das Internet verbreitet hatte; einige mit Tieren und gewalttätigen Szenen.

Grässliche Wahrheit

In San José, Kalifornien, gab Ronald Riva zu, ein zehnjähriges Mädchen sexuell belästigt, den Vorfall mit seiner digitalen Kamera gefilmt und die Bilder dann sofort an Mitglieder eines internationalen On-line-Kinderpornografieringes mit Namen "Orchid Club" weitergeleitet zu haben. Riva wurde zu einer dreißigjährigen Haftstrafe verurteilt.

Die grässliche Wahrheit ist jedoch, dass von den 3,5 Millionen Webseiten bereits 23.000 entdeckt wurden, die Sex mit Kindern propagieren. Nach FBI-Berichten sind ungefähr 4000 Internet-Untersuchungen im Gange, und trotz eines 410-prozentigen Anstiegs an Verhaftungen im Zusammenhang mit Pornographie im Internet entgeht die große Mehrheit dieser Cyber-Kriminellen den Behörden.

"Das Internet hat das Pro- blem nicht verursacht, aber es hat diesen Verbrechern einen sicheren Hafen zur Verfügung gestellt, um unsere Kinder sexuell belästigen zu können", sagt Spezialagent Pete Gulotti, Leiter des "Innocent Images"-Projekts des FBI.

In dem globalen Labyrinth von Netzwerken verstecken sich diese technisch hochversierten Kriminellen in der Anonymität des Cyberspace, wo man ihrer nur sehr schwer habhaft werden und sie zur Rechenschaft ziehen kann.

In weiterer Folge hat eine Explosion der Online-Pornographie und -Pädophilie Tausende junge Opfer geschädigt. Für sie bestehen die Gefahren in sexuell übertragbaren Krankheiten, Vergewaltigung, Angriffen, Folter, Scham und Schuld.

Kinder werden wiederholt sexuell ausgenützt, wann immer ihre Bilder über das Internet gesandt werden. Ohne Betreuung bringen die Misshandelten oft eine neue Generation von Kindesmisshandlern hervor.

Alle unsere Kinder sind wertvoll. Jetzt ist es an der Zeit, ihrem durch dieses hinterhältige Verbrechen verschuldeten Leiden ein Ende zu setzen. Wenn wir unsere gemeinsame Verantwortung und die verheerenden sozialen Folgen des Kindesmissbrauchs erkennen, müssen wir gemeinsam daran arbeiten, dieses Verbrechen zu stoppen - nicht nur zusammen mit unseren Nachbarn am anderen Ende der Straße, sondern mit unseren Nachbarn in der ganzen Welt.

Mit diesem Ziel wird am 29. September in Wien eine von Amerika und der EU gesponserte Konferenz zur Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet abgehalten. Die Konferenz, die im Vorjahr von der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright und dem österreichischen Außenminister Wolfgang Schüssel initiiert wurde, wird Politiker, Internet-Provider, Hotline-Anbieter und Beamte aus dem Innen- und dem Justizministerium zusammenbringen.

Ziel ist es, einen internationalen Rahmen zur Kontrolle des Internet zu schaffen, bei gleichzeitiger Förderung der Selbstregulierung der Indus- trie und Bewahrung der Grundfreiheiten.

Doch Regierung und Indus- trie können den Job nicht alleine machen. Wie Präsident Clinton so oft gesagt hat: "Letzten Endes liegt die Verantwortung für die Sicherheit unserer Kinder großteils bei den Eltern. Mit einer Kombination von Technologie, Gesetzesvollzug und elterlicher Verantwortung haben wir die besten Chancen, sicherzustellen, dass das Internet für unsere Kinder sowohl sicher ist als auch die größte erzieherische Quelle, die wir je hatten."

Kathryn Walt Hall, die amerikanische Botschafterin in Wien, wird am 15. September zwischen 20 und 21 Uhr im Chatroom der Botschaft http:\\ www.usembassy-vienna.at zu dem Thema Stellung nehmen.