Stockholm - Der schwedische Telekommunikationskonzern Ericsson ist zu einem Übernahme-Kandidaten geworden. Bei Analytikern in Stockholm und London wächst der Eindruck, dass "bald etwas passiert". Dabei nennen sie in erster Linie eine Übernahme oder Fusion. Spekuliert wird jedoch auch über den eventuellen Verkauf einiger Konzernsparten, berichtet "Die Welt" in ihrer heutigen Ausgabe. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins "Affärsvärlden" betrachteten 130 Wirtschaftskapitäne das Unternehmen als den nächsten größeren Fusionskandidaten. Gleichzeitig richtete Geoffrey Hile, Vermögensverwalter der University of California, die mit einem Stimmrecht von einem Prozent zu den bedeutendsten ausländischen Ericsson-Aktionären gehört, scharfe Kritik an dem kürzlich berufenen Vorstandsvorsitzenden Kurt Hellström. Er sollte noch vor Jahreswechsel gegen einen Amerikaner ausgetauscht werden. Geschehe dies nicht, würde er, was Ericsson anbetrifft, "nervös werden", erklärte Hile. Seit Mitte des Jahres läuft bei den Schweden die Gerüchteküche auf Hochtouren Damals musste Vorstandschef Sven-Christer Nilsson überraschend gehen, weil er nicht resolut genug das Rationalisierungsprogramm durchgesetzt hatte. Ein weiterer Gerüchte-Schub kam bei der Vorlage der Halbjahreszahlen: Das Vorsteuerergebnis schrumpfte um 44 Prozent auf 4,3 Mrd. Schwedenkronen (rund 500 Mio. Euro). Ericsson blieb in den Schlagzeilen mit der stark verspäteten Einführung seines neuen Handy-Models T28, das den mit einem Marktanteil von 15 Prozent hinter Nokia und Motorola zurückgefallenen Mobiltelefon-Sektor "retten" soll. Auch die kommissarische Neubesetzung von Sten Fornell als Finanzvorstand vergangenen Freitag konnte die Analysten nicht beruhigen. Zu den Ericsson-Interessenten werden vor allem die Mitbewerber Cisco, Lucent und Nortel genannt. Hin und wieder fällt auch der Name Nokia, aber eine solche Kombination dürfte bei Wettbewerbshütern auf Widerstand stoßen. Als äußerst attraktiv wird dagegen ein Zusammengehen von Cisco und Ericsson betrachtet. Bisher scheinen jedoch die beiden stimmenmäßig dominierenden Ericsson-Aktionäre Industrivärden (Svenska Handelsbanken) und Investor (Skandinaviska Enskilda Banken) nicht verkaufen zu wollen. Obwohl zum Ende des Geschäftsjahres 1998 bereits 49,7 Prozent des Aktienkapitals in ausländischen Händen lagen, verfügten diese über lediglich zwei Prozent Stimmrecht. Am Freitag wurde der Wert mit 262 Kronen notiert und von Swedbank zum Kauf empfohlen. (pte/welt)