Wien - Spezifisch und allein gegen Krebstumoren - ohne Effekt auf gesundes Gewebe - wirkende Arzneimittel kündigen sich an. Dr. F. Ciardiello und sein Team von der Universität von Neapel sowie Co-Autoren vom weltbekannten Anderson Cancer Center in Houston in Texas haben "Widersinn-Moleküle" (Antisense-Moleküle) in Kombination mit monoklonalen Antikörpern gegen das Wachstum von Arterien in Dickdarmkarzinomen an Labormäusen getestet. Fortschritt bei Blockierung der Blutzufuhr in Tumoren Die Ergebnisse, so Ciardiello am Montag beim europäischen Krebskongress, waren positiv: "Eine lange Hemmung des Tumorwachstums wurde bei allen so behandelten Mäusen beobachtet. Außerdem überlebten die Versuchstiere, die diese Behandlung bekamen, wesentlich länger als Tiere aus einer Kontrollgruppe." Weltweit gilt in der Krebsforschung derzeit die Blockierung der Blutzufuhr in Tumoren als eines der heißesten Forschungsgebiete. Einen wesentlichen Fortschritt in Richtung einer "magischen Kugel" gegen den Krebs könnten auch Forschungen darstellen, die an der Abteilung für experimentelle Onkologie am Europäischen Krebsforschungsinstitut in Mailand durchgeführt wurden. Hier ging es Dr. Giorgio Scita und seinen Kollegen darum, Punkte in der Signalübermittlung in Zellen zu finden, die nur bei Krebs und sonst nicht vorhanden sind. Das wären die besten Ziele für Medikamente gegen Karzinome, die auch keine Nebenwirkungen aufweisen. Die Wissenschafter kamen dabei auf Moleküle, die in der Funktion des Ras-Krebsgens eine entscheidende Rolle spielen. Scita: "Das könnte sie zu idealen Zielen für neue Behandlungsmodalitäten machen, die auf der Hemmung des krebsfördernden Ras-Gens beruhen." Medikament als Prophylaxe Eine US-Studie hat ergeben, dass man mit der regelmäßigen Verabreichung des Östrogenrezeptor-Blockers Tamoxifen bei gesunden Frauen etwa 50 Prozent der sonst auftretenden Brustkrebsfälle verhindern könnte. - "Sollte daher jede Frau das Medikament als Prophylaxe nehmen?", lautet die Frage, die Montag Nachmittag im Rahmen einer Kontroversen-Debatte bei der Großveranstaltung diskutiert werden sollte. Der US-Wissenschafter Dr. B. Fisher (Pittsburgh) ist dafür, der britische Experte Dr. T. J. Powles dagegen. Das hoch wirksame Arzneimittel hat nämlich auch Nebenwirkungen. So kann es vermehrt zu Thrombosen kommen, weiters kann die Knochendichte abnehmen. Es gibt auch ein Risiko für die Entwicklung von Gebärmutterschleimhautkrebs. Und Arzneimittel mit einem durchaus beachtlichen Nebenwirkungspotential sonst gesunden Personen zu geben, ist in der Medizin durchaus umstritten. Neue Möglichkeiten für Krebsvakzine Auch neue Möglichkeiten für Krebsvakzine wurdem am Montag präsentiert. Allerdings handelt es sich bisher ausschließlich um Forschungsunternehmen, die erst die prinzipielle Machbarkeit solcher Impfstoffe bzw. die Möglichkeiten zur Anwendung dokumentieren sollen. Zwei relativ neue Möglichkeiten: - Man bietet dendritischen Zellen, die sonst fremdes bzw. für den Körper gefährliches Eiweiß (Fragmente von Bakterien, Viren, Tumor-Bestandteile) dem Immunsystem präsentieren, Proteine von Tumoren an und lässt diese dendritischen Zellen die Immunabwehr gegen den Krebs rebellisch machen. - Laut französischen Wissenschaftern beim Europäischen Krebskongress könnten auch ganz kleine Partikel (Exosome), die von Krebszellen "abgesondert" werden, zu einer stärkeren Immunantwort gegen ein Karzinom führen. (APA)