Schwaz/Innsbruck - Die unmittelbare Lebensgefahr der sechs am Dienstagabend bei einem Busunglück auf der Inntalautobahn schwerst verletzten Fahrgäste sei gebannt. Aber "eine definitive Prognose" wollte der Innsbrucker Intensivmediziner Wolfgang Koller am Donnerstag noch nicht stellen. Komplikationen seien nicht auszuschließen, auch stehe noch eine Reihe von Nachoperationen bevor.

Die Winthertur AG, die Versicherung der Zillertaler Verkehrsbetriebe, denen der Unglücksbus gehört, will den Angehörigen der sechs beim Unfall Verstorbenen eine "schnelle und unbürokratische Hilfe" zur Verfügung stellen, sagte deren Prokurist Anton Simlinger. Sie erhielten umgehend je 100.000 Schilling (7267 Euro) als Ersatz für die Begräbniskosten. Die Versicherung rechnet mit Entschädigungszahlungen in der Höhe von mehr als 50 Millionen Schilling (3,63 Mio. ). Diese sollen auf dem Regressweg eingebracht werden, wahrscheinlich vom Straßenerhalter Asfinag.

Die Unfallursache steht noch nicht fest. Laut Staatsanwalt Rudolf Koll werden bei den Ermittlungen gegen den Buschauffeur "gewiss auch die Spurrinnen von Bedeutung sein". Der 30-jährige Busfahrer hatte ausgesagt, durch die tiefen Rinnen die Kontrolle über den Bus verloren zu haben. Die Tiefe der Rinnen lag, wie berichtet, mit 19 Millimeter knapp unter dem Schwellenwert von 20 Millimeter. Die Landesbaudirektion hatte mit Warntafeln auf die Spurrinnen hingewiesen, Tempolimit gab es keines.

0,0 Promille Alkohol

Die Blutprobe hat beim Chauffeur 0,0 Promille Alkohol ergeben, er war laut Angaben der Gendarmerie mit zulässigen 100 Stundenkilometern unterwegs. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) nahm aber den Unfall zum Anlass, um für Gelenkbusse eine Reduzierung der auf Autobahnen zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 80 km/h zu fordern. Laut KfV entspreche das Fahrverhalten von Gelenkbussen eher dem von Lkw mit Anhänger als dem von Bussen. (bs, DER STANDARD, Print-Ausgabe 4. 5. 2001)